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Junuzovic sagt: "Du musst jeden Tag besser werden."

Foto: APA/dpa/Jaspersen

Wien/Bremen - In die Gefahr, die deutsche Bundesligasaison eröffnen zu dürfen, wird Zlatko Junuzovic vermutlich selten bis nie geraten. Das erste Spiel ist nämlich dem Meister vorbehalten, und der war natürlich nicht Werder Bremen. Junuzovic muss also seinem Nationalteamkollegen David Alaba den Vortritt lassen. Bayern München empfängt am Freitag Wolfsburg, "Die Bayern sind wieder der Topfavorit, die haben andere Mittel." Bremen ist am Samstag in Berlin gegen die Hertha dran. "Ein Match auf Augenhöhe, das sind zwei Teams, die im oberen Mittelfeld landen wollen."

Der 26-jährige Junuzovic fühlt sich insofern aufgewertet, als er nun in der Liga des Weltmeisters beschäftigt ist. "Das ist ein zusätzlicher Schub, man merkt die Begeisterung. Vielleicht liegt die englische Premier League global betrachtet einen Hauch drüber, aber Deutschland ist dicht dran."

Reagieren

Im Jänner 2012 wurde Junuzovic von der Wiener Austria nach Bremen transferiert, Akklimatisierungsprobleme hatte er nicht. "Ich habe von Anfang an gespielt, bin nie auf der Bank gesessen. Es sei denn, ich war verletzt. Aber da saß ich nicht auf der Bank, sondern auf der Tribüne. Da kann ich durchaus zufrieden sein." Natürlich musste er sich fußballerisch anpassen und umstellen. "Bei der Austria hatte ich pro Partie 90 bis 100 Ballkontakte, jetzt sind es 40 oder 50. Bremen tritt eben nicht dominant auf, wir reagieren eher, wollen schnell umschalten."

Eine weitere Erfahrung war, "dass es um die Flexibilität, um die Vielseitigkeit geht. Du spielst nur dort, wo dich der Trainer aufstellt. Ich musste mich daran gewöhnen, den Ball seltener zu sehen." Forderungen dürfe man keine stellen, die Konkurrenz lauere. "Am liebsten wäre mir, aus der Position des Sechsers oder des Achters die Bälle zu verteilen, die Angriffe einzuleiten. Aber das sage ich nicht. Durch die wechselnden Positionen wirst du im Kopf stärker und belastbarer."

Vieraugengespräche und kleinere Brötchen

Mit Trainer Robin Dutt pflegt er einen respektvollen Umgang. Dutt ist keine Plaudertasche. "Wenn es gut geht, gibt es einmal im Monat ein Vieraugengespräch. Er vertraut mir, ich vertraue ihm, das passt." Werder ist ein Traditionsverein, landesweit relativ beliebt. Visionen haben aber eher die Bayern oder Borussia Dortmund. "Wir müssen kleine Brötchen backen."

Sein Vertrag endet 2015, über eine mögliche oder unmögliche Verlängerung denkt Junuzovic nicht nach. "Ich lasse alles offen." Die Wertschätzung ist ihm nicht entgangen, er wurde zum dritten Kapitän bestellt. Sebastian Prödl ist der zweite. Generell sei das Ansehen der österreichischen Legionäre gestiegen. "Obwohl ich mich nie klein gefühlt habe." Für Begeisterung habe Peter Stöger, der Trainer von Aufsteiger Köln, gesorgt. "Er hat sich wahnsinnig gemausert, ist beliebt, kommt durch seine menschliche Art medial gut rüber. Er könnte sogar die erste Krise unbeschadet überstehen. Er zeigt, dass es bei uns auch gute Trainer gibt."

Für das Soll entscheiden

In zehn Tagen wird Junuzovic nach Wien zum Nationalteam kommen, da am 8. September die EM-Quali gegen Schweden stattfindet. Ob die Teilnahme an der Endrunde 2016 in Frankreich ein Muss oder doch nur ein Soll ist? "Ich entscheide mich fürs Soll. Obwohl sich 24 statt 16 Teams qualifizieren. Ein Muss wäre ein zu schwerer, kaum zu stemmender Rucksack. Wir müssen Respekt vor jedem haben." Zlatan Ibrahimovic dürfte rechzeitig fit werden, was Junuzovic bedauert. "Österreich kann nicht sagen, es ist egal, ob er spielt. Das können die Deutschen behaupten."

Die Quali werde nicht zuletzt im Kopf entschieden. "Wir müssen noch härter die Dinge ansprechen, müssen einen Mittelweg finden. Es ist nicht alles so toll nicht alles so schlecht. Dann sollte es klappen, die Gruppe ist brutal." Junuzovic sagt, es gehe im Fußball immer nur ums Gewinnen. "Gegen Schweden und gegen die Hertha. Das klingt einfach, ist aber kompliziert." (Christian Hackl, DER STANDARD, 22.08.2014)