Damaskus/New York - Im syrischen Bürgerkrieg sind nach UNO-Angaben bereits weit mehr als 190.000 Menschen umgekommen. Eine Erhebung von Datenspezialisten im Auftrag des UNO-Menschenrechtsrates kommt für den Zeitraum von März 2011 bis Ende April 2014 auf 191.369 bestätigte Todesfälle. Die Zahl der Todesopfer habe sich innerhalb eines Jahres verdoppelt, erklärte die UNO-Hochkommissarin Navi Pillay am Freitag in Genf.

Wahrscheinlich seien noch weit mehr Syrer durch den Krieg umgekommen, führte sie aus. Für die Erfassung hätten die Datenexperten aus Angaben zu mehr als 318.000 Todesfällen nur jene berücksichtigt, bei denen eindeutig überprüfbare Angaben vorlagen. Zudem gebe es viele Hinweise, wonach zahlreiche Tötungen gar nicht registriert worden seien.

Kämpfer und Zivilisten

Bei der Erfassung wurden keine Unterschiede zwischen Kämpfern und Zivilisten gemacht. Die weitaus meisten Opfer seien Männer gewesen, etwas mehr als neun Prozent waren Frauen. Aber es seien auch mindestens 8.803 Kinder und Jugendliche getötet worden. "Ich bedauere zutiefst, dass die Kämpfe in Syrien und die furchtbaren Folgen für Millionen von Zivilisten angesichts so vieler anderer bewaffneter Konflikte in diesen Zeiten einer globalen Destabilisierung vom internationalen Radar verschwunden sind", sagte Pillay.

Die oppositionsnahe Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte hatte gestern bereits von mehr als 180.000 Kriegstoten berichtet. Der Organisation zufolge, die sich auf ein Netzwerk von Aktivisten und Ärzten vor Ort stützt, war fast ein Drittel der Getöteten Zivilisten, darunter knapp 9.500 Kinder. Die Informationen der Gruppe sind von unabhängiger Seite nur schwer überprüfbar.

30 IS-Kämpfer bei Gefechten getötet

Syrische Soldaten haben bei heftigen Kämpfen um einen strategisch wichtigen Militärflughafen im Osten des Landes mindestens 30 Kämpfer der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) getötet. Dutzende Extremisten seien verletzt worden, meldete die oppositionsnahe syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte am Freitag. Die syrische Armee habe Verstärkungen in das Kampfgebiet geschickt.

IS-Kämpfer versuchen seit Tagen, den Flughafen Al-Tabqa einzunehmen. Er ist die letzte Bastion des Regimes in der ostsyrischen Provinz Al-Raqqa. Sollten die IS-Kämpfer den Flughafen erobern, könnten sie die Region unbehelligt beherrschen. Die staatliche Nachrichtenagentur Sana hatte am Donnerstag Meldungen zurückgewiesen, die Sunnitenmiliz sei bereits auf das Flughafengelände vorgerungen. (APA, 22.8.2014)