Bild nicht mehr verfügbar.

Richard Lugner und Cathy Schmitz bei ihrer Verlobungsfeier in Velden.

Foto: APA/Hochmuth

Das haben Sie vermutlich nicht gewusst: Wittlich zählt aus österreichischer Sicht zu den Hotspots der Gesellschaftspublizistik. Nun ist die Gesellschaftspublizistik ein besonders zähes Gebiet der Publizistik im Allgemeinen, vor allem, wenn sie auch noch aus österreichischer Sicht betrieben wird. Es war "News", das sich diese Woche der heiklen Aufgabe unterzog, über Wittlich und seine Mysterien aufzuklären.

Wittlich ist keine Person, wie man leicht glauben könnte, sondern eine 18.000-Einwohner-Stadt in Rheinland-Pfalz. Das Bindeglied zwischen Österreich und Wittlich ist niemand Geringerer als der seit Jahren als Bettvorleger durch die Gazetten wandernde Partylöwe Richard Lugner, und zwar insofern, als Wittlich dessen neue Schwiegermama Maria zu seinen Bewohnerinnen zählt - Grund genug für einen NEWS-Besuch.

Denn die Neue von Richard Lugner, 81, stammt von hier: Cathy Schmitz, Jahrgang 1990, auch "Spatzi" oder "Crazy Cathy" genannt, genießt in dem Köln-nahen Kaff eine eher spezielle Art Prominenz: alternierend als "Playboy-Girl" oder "die Blonde mit der großen Oberweite". Wo solche Prominenz existiert, darf "News", Kaff hin, Kaff her, nicht fehlen. Es war also vor Ort, besuchte die Clara-Viebig-Realschule, in der die noch bessere Hälfte des Intellektuellenpaars den Geist schärfte - eine kleine Spitze gegen den Baumeister aus Wien -, sprach mit dem Fahrschullehrer, der sie vor knapp sechs Jahren zum Führerschein begleitete, und - nicht genug mit beinharter Recherche - besuchte ihre Familie im Eigenheim am Ortsrand.

Der Besuch verlief in wilder Dramatik. Als "News" läutend Einlass begehrte, ließ die Familie erst einmal die Rollbalken herunter - eine vernünftige Reaktion. Aber dann kam Lugner-Schwiegermutter Maria Schmitz im Citroen C 6 vorgefahren. "Wir werden von Paparazzi belagert. Wir sind misstrauisch, wenn jemand läutet", sagt sie. Das Misstrauen wich indes rasch. In zwei Stunden sollten wir wieder kommen. Wir kamen, wurden freundlich begrüßt, in den aufwendig gestalteten Garten gelassen und zweieinhalb Stunden bewirtet.

Abgefüttert konnte der "News"-Reporter feststellen: Die Familie war aufgekratzt und freundlich. Alle freuen sich auf die bevorstehende Hochzeit mit dem frisch colorierten Wiener Partylöwen Lugner. Doch die Freundlichkeit blieb nicht lange ungetrübt, denn zum größten Zankapfel zwischen dem alten und den neuen Lugners wird wohl - das Evakostüm! Kein Wunder, keine Frau hat es heutzutage gern, wenn der Mann versucht, ihre schönsten Karriereträume zu stören. Die Schwiegermutter in spe: "Der Richard hat Cathy verboten, sich erneut für den Playboy auszuziehen. Doch es war ihr Jugendtraum, in den Playboy zu kommen, und das schaffte sie. Und jetzt soll sie das nicht mehr dürfen? Da wird die ganze Familie noch ein ernstes Wort mit ihm reden, dass er das doch akzeptiert."

Es ist immer erfreulich, wenn eine Familie geschlossen gegen einen Macho auftritt, der ihre Tochter an der Entfaltung ihrer Persönlichkeit behindern will. Umso erfreulicher aber, wenn es dabei auch an Verständnis für ihn nicht fehlt. Richard Lugner habe vor dem legendären Playboy-Gründer Hugh Hefner, 88, wohl ein wenig Angst, meint Mama Schmitz. Denn der US-Schürzenjäger hat ebenfalls ein Faible für jungen Frauen - sein Lieblingshäschen heißt Crystal Harris und ist im Vergleich zu Cathy immerhin schon reife 28. Bleibt zu hoffen, dass der Schwiegersohn sich nicht einschüchtern lässt - vor einem US-Schürzenjäger muss sich ein Wiener Baumeister noch lange nicht fürchten. Bedrohlicher mutet da schon ein anderes Vorhaben der Schwiegermutter an. Nun will sie dem vierfachen Vater Richard beibringen, was Familie bedeutet. "Als ich die gesamte Lugner-Familie bei der Verlobung am Wörthersee traf, war ich ein wenig irritiert. Ich hatte nicht das Gefühl, dass das wirklich eine Familie ist - alle waren so formell zueinander."

Familienzusammenführung ist Glückssache, besonders wenn die einen so formell zueinander sind und die anderen aus Wittlich. Lugner ist das Formelle, wie man in Wien weiß, gewissermaßen angeboren. Man kann nur hoffen, dass ihn das gegen das Kommende wappnet. Denn nicht nur das zerrüttete Verhältnis zwischen Mörtel und Hefner will Schwiegermama Lugner-Schmitz planieren. Sie findet auch: "Er hat sich um seine Familie zu kümmern, sonst werde ich eingreifen!" Als wäre Hefner nicht genug. (Günter Traxler, DER STANDARD, 23./24.8.2014)