Tripolis - Vor der Küste Libyens ist ein kleines Holzboot mit bis zu 200 afrikanischen Flüchtlingen gesunken. Die örtliche Küstenwache habe 16 von ihnen gerettet, sagte ein Sprecher der libyschen Marine am Samstag. Die Suche nach den anderen Passagieren laufe noch. Es wird aber befürchtet, dass sie ertrunken sind.

Das Boot sei am Freitagabend östlich der Hauptstadt Tripolis und nur einen Kilometer vom Strand entfernt gekentert, teilte die Küstenwache mit. Nachdem ursprünglich von 170 Insassen die Rede war, sprachen die Sicherheitskräfte später von 150 bis 200 Menschen. Da die Küstenwache nicht über eigene Boote verfügt, musste sie nach eigenen Angaben die Boote jener Fischer verwenden, die sie am Samstag auf das Unglück aufmerksam gemacht hatten.

Das Schiff sei bereits am Freitagabend in der Nähe von Qarabouli, östlich von Tripolis gesunken, erklärte ein Mitglied der Küstenwache. Ziel der Passagiere sei Europa gewesen. Die Küstenwache habe 16 von ihnen retten können, rund um sie herum, seien jedoch Tote getrieben. Das Boot selbst sei zu diesem Zeitpunkt bereits nicht mehr zu sehen gewesen.

Die Geretteten habe man freigelassen, weil man nicht gewusst habe, wo man sie hätte festhalten sollen, so Mohammad Abdellatif von der Küstenwache. Auch lokale Krankenhäuser, das Gesundheitsministerium und die Polizei seien alarmiert worden, alle hätten sich jedoch geweigert, die Leichen der Toten zu bergen.

Libyen versinkt nach dem Sturz des langjährigen Machthabers Muammar Gaddafi immer mehr im politischen Chaos, Kämpfe zwischen rivalisierenden Milizen sind an der Tagesordnung, nahezu alle westlichen Staaten - darunter auch Österreich - haben ihr diplomatisches Personal bereits abgezogen. Menschenschmuggler nützen die Situation, ihr Ziel ist meist Italien. Der Regierung im Rom zufolge sind 2014 bereits mehr als 100.000 Menschen auf diesem Weg in das EU-Land gekommen. (Reuters/APA, 22.8.2014)