Hamburg - Nach fast fünfstündigen Verhandlungen über das umstrittene Konzept für das deutsche Nachrichtenmagazin "Spiegel", veröffentlichten die Eigentümervertreter des Unternehmens eine Erklärung, in der sie das Konzept von Chefredakteur Wolfgang Büchner unterstützen. Dieses Projekt namens "Spiegel 3.0" sieht die Verzahnung von Print und Online vor.

Gleichzeitig betonten die Gesellschafter, darunter Vertreter von Gruner+Jahr, die Erbengemeinschaft Augstein und die Vertreter der Mitarbeiter-KG, dass sie die Sorgen, "die aus Redaktion und Dokumentation des SPIEGEL in den vergangenen Tagen geäußert wurden", ernst nehmen. Wie das Eigentümer-Statement zu werten ist, darüber gehen bei deutschen Medien die Ansichten auseinander: Meint das Branchenmagazin "Meedia", dass die Spiegel-Gesellschafter "Büchner und Saffe (Geschäftsführer, Anm.) ausbremsen", so behauptet die "Frankfurter Allgemeine Zeitung", dass die "Gesellschafter Büchners „Spiegel 3.0“ unterstützen".

Dem Statement ging ein Machtkampf zwischen Mitarbeitern und Chefredaktion voraus. Weil Chefredakteur Büchner mit dem Okay von Geschäftsführer Ove Saffe alle Ressortleiter-Jobs neu ausschreibt, probte die Redaktion den Aufstand. 210 von 250 Redakteuren unterzeichneten eine Petition gegen die Pläne der Chefredaktion, berichten Medien.

Hintergrund des drastischen Vorgehens sind Pläne, wonach Print- und Onlineredaktion des Wochenmagazins verschmelzen sollen. Der Widerstand dagegen ist groß und macht Büchner nicht beliebter. In der Redaktion wird die Neuausschreibung als Machtprobe interpretiert, mit der der umstrittene Chefredakteur unliebsame Kollegen loswerden möchte. Auf eine Spaltung deutete zuletzt einiges hin: Auch die Onliner brachten eine Petition ein - für Büchner. (red, derStandard.at/DER STANDARD, 22.8.2014)