Gaza - Hamas-Chef Khaled Mashaal hat eingeräumt, dass Hamas-Mitglieder an der Entführung und Ermordung dreier israelischer Jugendlicher im Westjordanland Mitte Juni beteiligt waren. "Wir wussten im Voraus nichts von der Tat, die diese Gruppe von Hamas-Mitgliedern begangen hat", sagte Mashaal in einem Interview mit Yahoo News, das am Samstag veröffentlicht wurde.

"Aber wir verstehen, dass die Menschen unter der Besatzung und Unterdrückung frustriert sind und alles Mögliche unternehmen", so Mashaal, der betonte, dass die Hamas-Führung nicht in die Pläne eingeweiht gewesen sei.

Die drei israelischen Jugendlichen waren Mitte Juni im Westjordanland entführt und später tot aufgefunden worden. Die israelische Regierung machte die Hamas für ihren Tod verantwortlich. Die Palästinenserorganisation bestritt dies zunächst. Nach den Morden setzte eine Welle der Gewalt ein, die in den jüngsten Gaza-Krieg mündete.

"Zielen nicht auf Zivilisten"

Mashaal äußerte sich auch zum aktuellen Gaza-Konflikt. "Hamas und der palästinensische Widerstand antworten auf die israelische Aggression", sagte er. "Wir zielen nicht auf Zivilisten." Dass immer wieder auch Unbeteiligte getroffen würden, liege daran, dass die Hamas nur über ungenügende Technologie verfüge.

"Unsere Waffen sind nicht so fortgeschritten, wie die des Feindes", sagte der Hamas-Führer. "Wir versprechen, dass wir nur militärische Ziele anvisieren werden, falls wir präzisere Waffen bekommen". Am Freitag war in Israel ein Vierjähriger durch eine von Palästinensern abgefeuerte Mörsergranate getötet worden.

Luftangriffe nach Tod eines Vierjährigen

Nach dem Tod eines Vierjährigen durch einen palästinensischen Granatenangriff hat die israelische Luftwaffe am Samstag erneut Ziele im Gazastreifen bombardiert. Bei einem Luftangriff auf ein Haus beim Lager Nusseirat wurden am Samstag zwei Frauen, zwei Kinder und ein Mann aus derselben Familie getötet. Ägypten will die Konfliktparteien zu neuen Gesprächen über einen Waffenstillstand einladen.

Ein sechstes Todesopfer und sieben Verletzte gab es nach Angaben der Rettungsdienste bei einem Luftangriff südlich von Gaza. Bombardiert wurden auch drei Moscheen in Khan Younis und im Flüchtlingslager Shati. Bei einem Angriff auf ein Haus in Zeitun im Osten von Gaza wurden sieben Menschen verletzt.

Bei einem israelischen Luftangriff auf ein 13-stöckiges Wohnhaus in Gaza wurden 17 Menschen verletzt. Ein israelischer Militärsprecher sagte, das Gebäude sei von Kämpfern der radikalislamischen Hamas als Kommandozentrale genutzt worden.

Raketen abgefangen

Die israelische Luftwaffe flog nach eigenen Angaben in der Nacht zum Samstag insgesamt 20 Angriffe. Im Süden Israels schlugen demnach mindestens sechs Geschosse aus dem Gazastreifen ein, zwei weitere wurden abgefangen.

Eine aus dem Libanon abgefeuerte Rakete schlug am Samstagabend im Norden Israels, östlich der Stadt Akko ein. Zunächst lagen keine Berichte über mögliche Schäden oder Opfer vor.

Eine jüngst unter ägyptischer Vermittlung vereinbarte befristete Waffenruhe war noch vor dem Ablaufen in der Nacht zum Mittwoch gescheitert, seitdem gibt es wieder gegenseitige Angriffe. Die Gespräche über einen Waffenstillstand im Gazastreifen sollten allerdings nach Ansicht von Palästinenserpräsident Mahmoud Abbas so schnell wie möglich wieder beginnen. Dies sei nötig, um weitere Opfer zu vermeiden, so Abbas am Samstag nach einem Treffen mit Ägyptens Präsident Abdel Fattah al-Sisi.

Hamas will Internationalem Strafgerichtshof beitreten

Die Hamas will unterdessen dem Internationalen Strafgerichtshof beitreten. Der Hamas-Funktionär Moussa Abu Marsouk schrieb am Samstag auf seiner Facebook-Seite, die Hamas habe ein entsprechendes Papier unterzeichnet. Es befähige Palästinenserpräsident Abbas dazu, das sogenannte Römische Statut zu unterzeichnen. Es gilt als die vertragliche Grundlage des Internationalen Strafgerichtshofs. Abbas hatte zuvor einen Beitritt erwogen, setzte jedoch eine Zustimmung aller palästinensischen Fraktionen voraus. Mit dem Beitritt könnten nicht nur eventuelle israelische Kriegsverbrechen verfolgt werden, sondern auch solche der radikal-islamischen Hamas.

Seit dem Beginn der israelischen Militäroffensive am 8. Juli wurden mindestens 2095 Palästinenser getötet. Die Vereinten Nationen schätzen den Anteil der zivilen Opfer unter den Palästinensern auf 70 Prozent. Die israelische Armee erklärte hingegen, bei 40 bis 50 Prozent der Getöteten handle es sich um "bewaffnete Kämpfer". Auf israelischer Seite gab es 68 Tote, bis auf vier Zivilisten alles Soldaten. (APA/Reuters, 23.8.2014)