Bild nicht mehr verfügbar.

Hintergrund für den Tarifkonflikt ist ein Streit über die Übergangsrente für die Piloten.

Foto: ap/Probst

Köln - Bei der Lufthansa, Mutter der AUA, drohen wieder Pilotenstreiks und damit Flugausfälle. Termine stehen noch nicht fest, aber die Piloten-Gewerkschaft Cockpit hat versprochen, Passagieren genügend Vorwarnzeit geben. "Wir werden die Arbeitsmaßnahmen mit ausreichendem Vorlauf ankündigen, damit sich die Reisenden darauf einrichten können", sagte Cockpit-Sprecher Jörg Handwerg am Samstag.

Sehr lang dürfte die Vorlaufzeit aber nicht ausfallen, denn Cockpit-Vorstandsmitglied Markus Wahl sagte, die Ankündigungen könnten kurzfristiger erfolgen als bei der Streikwelle im April: "Damals haben wir den Streik 72 Stunden vorab angekündigt. Jetzt ist es auch denkbar, dass wir diese Vorlauffrist ein wenig kürzer halten." Die Passagiere werden aber nicht erst am Flughafen erfahren, dass ihr Flug ausgefallen ist.

Am Freitagabend hatte die Gewerkschaft die Verhandlungen mit der Lufthansa für gescheitert erklärt und Arbeitskampfmaßnahmen angekündigt, "mit denen ab sofort gerechnet werden" müsse.

Lufthansa will verhandeln

Die Lufthansa forderte ihrerseits Cockpit auf, an den Verhandlungstisch zurückzukehren. Anfang April hatten die Piloten die Fluglinie im größten Streik der Firmengeschichte drei Tage lang nahezu komplett lahmgelegt.

Cockpit fordert für die 5.400 Piloten mehr Geld und vor allem die Beibehaltung der betriebsinternen Frührente. Die Lufthansa hingegen will diese neu regeln, da die derzeitige Finanzierung allein durch den Konzern langfristig ruinös sei.

Die Gewerkschaft gab nun bekannt, die Gespräche mit Hilfe eines Moderators seien fehlgeschlagen. "Wir werden uns nun weiter gegen den Kahlschlag wehren, den das Unternehmen plant."

Das Management nannte die Cockpit-Entscheidung nicht nachvollziehbar. "Die Lufthansa möchte die Gespräche mit allen Gewerkschaften - auch der Vereinigung Cockpit - in der konstruktiven Atmosphäre der letzten Wochen fortsetzen", hieß es in einer Erklärung des Unternehmens. Die Lufthansa habe sich bei allen Cockpit-Forderungen verhandlungsbereit gezeigt und verbesserte Vorschläge unterbreitet.

Die Lufthansa habe mitten in den Verhandlungen ihre Pläne für einen neuen Billig-Anbieter vorgestellt, kritisierte Handwerg. "Damit versucht sie, bestehende Tarifregeln brachial aufzubrechen."

Die Lufthansa will ihren jüngsten Gewinnrückgang mit Billig-Ablegern unter der Marke "Wings" im Kurz- und Langstreckenverkehr aufholen. Mit dieser Strategie will der neue Lufthansa-Chef Carsten Spohr schnell wachsenden Rivalen wie Easyjet oder Ryanair in Europa Paroli bieten. Für den Langstreckenverkehr werden unter dem Projektnamen "Intercont-Wings" ab kommendem Jahr Flüge von München sowie Düsseldorf oder Köln nach Mauritius, auf die Seychellen sowie nach Phuket (Thailand) vorbereitet, schreibt das Magazin "focus". Dazu will die Lufthansa zunächst mit sieben Maschinen starten und verhandelt mit Turkish Airlines über eine Kooperation.

Auftakt zu Reihe von Tarifkonflikten

Ein Streik der Piloten-Gewerkschaft Cockpit bei der Lufthansa wäre nach Ansicht des Luftfahrt-Experten Heinrich Großbongardt nur der Auftakt einer Reihe von Tarifkonflikten und Arbeitskämpfen. "Es geht derzeit bei der Lufthansa um grundlegende und tiefgreifende Veränderungen in der Struktur, um wettbewerbsfähig zu bleiben", sagte Großbongardt. "Deshalb wird Cockpit nur den Anfang machen, von den anderen Gewerkschaften wird auch etwas kommen." Sie warteten nur ab, wie sich der Konflikt entwickele und wie die Pläne der Airline im Detail aussähen.

Der Konflikt um die Frühverrentung der Lufthansa-Piloten sei nur ein vorgeschobener Grund für den Ausstand, sagte Großbongardt. "Da geht es vor allem um Besitzstände und um die Frage, wo es Wachstum im Konzern geben kann." Die Airline versuche intensiv, Gewinne mit Mitarbeitern zu erwirtschaften, die nicht nach dem Konzerntarifvertrag bezahlt werden. "Das hat großes Konfliktpotenzial." (APA, 24.8.2014)