Lampedusa/Tripolis - Die Suche nach Überlebenden nach einer Flüchtlingskatastrophe vor der libyschen Küste geht weiter. Nur 17 Menschen hätten bisher gerettet werden können, sagte ein Sprecher der libyschen Marine der Nachrichtenagentur dpa.

Nach dem Untergang eines Flüchtlingsbootes vor der Küste Libyens gingen die Behörden von mindestens 250 Toten aus. Diese Zahl nannte ein Vertreter der Küstenwache am Sonntag. Das Schiff sei deutlich größer gewesen als zunächst vermutet, sagte er der Nachrichtenagentur Reuters. Das Boot kenterte am Freitagabend östlich der Hauptstadt Tripolis und nur einen Kilometer vom Strand entfernt.

Bei den Flüchtlingen handle es sich um afrikanische Migranten. Sie hätten versucht, das Mittelmeer in einem kleinen Holzboot zu überqueren und nach Europa zu gelangen. Die Küstenwache hat nach eigenen Angaben keine Mittel für eine Rettungsaktion.

Sechs Tote vor Lampedusa

Mindestens sechs Migranten sind bei einem Schiffbruch südlich der italienischen Insel Lampedusa ums Leben gekommen, berichtete die italienische Marine am Montagmorgen. Ein Fischerboot mit rund 370 Migranten an Bord kenterte am Sonntagabend. 364 Personen konnten von der Marine gerettet werden, sechs Menschen starben. Es wird weiter nach Überlebenden gesucht.

Erst am Sonntag waren 18 Migranten ums Leben gekommen. Sie starben in einem Schlauchboot, das südlich von Lampedusa auf dem Weg von Nordafrika nach Europa war, teilte die italienische Marine mit. Außerdem soll es eine Reihe von Vermissten geben, wie Überlebende berichteten. 73 Menschen an Bord dieses Bootes konnten nach den Angaben von dem Marine-Schiff "Sirio" gerettet werden. Die Toten wurden nach Pozzallo auf Sizilien gebracht. Das Schlauchboot hatte einen Motorschaden.

Italien appelliert an EU

Italien ist in der Vergangenheit immer wieder das Ziel von Flüchtlingsströmen gewesen. Der Regierung im Rom zufolge sind 2014 bereits mehr als 100.000 Menschen auf diesem Weg in das EU-Land gekommen. Nach Auskunft der italienischen Marine wurden allein am Wochenende 4.000 Bootsflüchtlinge gerettet.

Der italienische Innenminister Angelino Alfano richtete inzwischen erneut einen dringenden Appell an die EU für einen gesamteuropäischen Einsatz im Umgang mit der Flüchtlingswelle. "Die massive Flucht von Menschen vor Krieg und Verfolgung sind nicht nur eine italienische Angelegenheit. Die Migranten wollen nach Europa", sagte Alfano in einem Interview mit der Mailänder Tageszeitung "Corriere della Sera" am Sonntag.

Seit Oktober garantiere Italien im Rahmen des Kontrollprogramms "Mare Nostrum" die Rettung von Flüchtlingen im Mittelmeer. Das Land könne jedoch nicht länger allein die Last dieser Mission tragen, die neun Millionen Euro im Monat koste. Alfano warnte auch vor der Gefahr, dass sich Terroristen unter den Flüchtlingen befinden, die in Italien eintreffen. "Es ist uns klar, dass Italien der Gefahr des islamistischen Terrorismus ausgeliefert ist. Daher haben wir die Sicherheitsvorkehrungen drastisch gestärkt", so Alfano.

Kein Ende der Flüchtlingswelle

Italien ist mit einer Flüchtlingswelle ohne Ende konfrontiert. So gingen am Sonntag 215 Menschen an Bord des Marine-Schiffes "Fenice", davon 55 Frauen und 38 Minderjährige. In der süditalienischen Stadt Reggio Calabria traf ein Schiff der Marine mit 1.373 Migranten ein. An Bord befand sich auch die Leiche eines Flüchtlings, der laut der Marine von einem Schlepper totgeschlagen worden war. In den vergangenen zwölf Monaten erreichten 116.000 Flüchtlinge nach dem Überqueren des Mittelmeers die Küste Italiens. (APA, 24.8.2014)