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Wahlzelle in Suchimi in der selbst proklamierten "Republik Abchasien".

Foto: EPA/YEVGENY REUTOV

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Da es kein Wählerregister gibt, behilft man sich mit Filzstiften zur Markierung von abgegebenen Stimmen.

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"Wie in Afrika oder einem anderen Dritte-Welt-Land“, sagt Juri und hält den Zeigefinger seiner linken Hand hoch. Der weist einen dunklen Streifen auf der Rückseite und rund um den Fingernagel auf. Die Markierung dient dazu, Wähler zu kennzeichnen, die schon abgestimmt haben - um Manipulationen zu vermeiden.

Ein elektronisches Wählerverzeichnis gibt es in der von Georgien abtrünnigen Republik nicht. „Die Wahllisten sind keineswegs vollständig“, räumt Waleri Gabnija, Kandidat für das Amt des Vizepräsidenten, ein. Gabnija hat selbst dafür gesorgt, dass rund 22.000 Wähler von der Abstimmung ausgeschlossen wurden: Sie sollen auch die georgische Staatsbürgerschaft besitzen. Die Vergabe abchasischer Pässe an die überwiegend im Bezirk Gali lebende Bevölkerung entwickelte sich zum Skandal in der Kaukasus-Republik und führte schließlich zum Sturz von Präsident Alexander Ankwab und den Neuwahlen.

Der Andrang am Sonntag ist groß. Alle 154 Wahllokale seien geöffnet, Regelwidrigkeiten gebe es keine. „Alle Wahlkommissionen sind gut vorbereitet“, vermeldete Wahlleiter Batal Tabagua zufrieden. Vor dem Wahllokal an der Adsinba-Straße neben dem Markt in Suchumi geht es dennoch ziemlich chaotisch zu. Vor dem umfunktionierten Möbelladen wartet die Menge ungeduldig. „Keinen mehr reinlassen, hier ist es schon viel zu voll“, schreit der Wahllokalleiter der Polizistin am Eingang zu. Obwohl diese ihren massigen Leib in die Tür gestellt hat, schlüpfen immer wieder einige besonders eilige Wähler an ihr vorbei.

Kaukasische Logik

Die Hoffnungen von Marktfrau Eva ruhen auf Geheimdienstchef Aslan Bschanija. „Er ist ein gescheiter Kopf, kann gut reden und hat schon Geld. Im Gegensatz zu den anderen muss er sich im Amt nicht mehr bereichern“, sagt sie mit kaukasischer Logik.

Soziologen sehen den von Gabnija unterstützten Ex-Premier Raul Chadschimba von der Opposition vorn, doch der Vorsprung ist wohl geringer als das in Umfragen gezeichnete Bild. Bschanija hat durchaus Chancen auf eine Stichwahl. Damit der Verlierer keine Unruhen provoziert, haben sich alle vier Kandidaten - wohl unter Anleitung Moskaus - auf eine Politreform geeinigt, die auch dem Unterlegenen noch Ämter garantiert.

Ein gutes Verhältnis zu Moskau und eine scharfe Abgrenzung gegenüber Tiflis steht auf der Agenda aller Kandidaten. Die Wahlkommission hat auch Beobachter aus der prorussischen „Donezker Volksrepublik“ eingeladen. Diese erwidern in Suchumi artig das Kompliment, indem sie Abchasien ein Vorbild für die eigene Entwicklung nennen. (André Ballin aus Suchumi, DER STANDARD, 25.8.2014)