Madrid - Wer alleine mit einer Frau in einen Aufzug steigt, musst damit rechnen, unter Vergewaltigungsverdacht zu geraten: Mit dieser These hat ein konservativer Politiker in Spanien den Zorn der Opposition und der Bevölkerung auf sich gezogen. Die Proteste hielten trotz seiner Entschuldigung am Freitag weiter an.

Er habe Bedenken, alleine mit einer Frau in einem Aufzug zu fahren, sagte der Bürgermeister von Valladolid, Francisco Javier Leon de la Riva, am Donnerstag in einem Radiointerview. Es bestehe die Gefahr, dass sich "ein Mädchen den BH und den Rock herunterreißt, schreiend herausrennt und behauptet, Opfer eines Übergriffs geworden zu sein". Am Freitag ruderte de la Riva zurück: Er entschuldigte sich für seine Äußerungen, die falsch interpretiert worden seien.

Verein forderte Rücktritt

Die Gleichstellungsbeauftragte der Sozialisten, Carmen Monton, warf dem Bürgermeister "mangelnden Respekt gegenüber Frauen" vor. Lediglich 0,01 Prozent der Vergewaltigungsvorwürfe stellten sich als falsch heraus, betonte sie. Ein örtlicher Hilfsverein für Opfer sexueller Übergriffe forderte den Rücktritt des Stadtoberhaupts.

Die Debatte wurde auch durch Empfehlungen des spanischen Innenministeriums angeheizt. Auf seiner Website warnt das Ministerium Frauen davor, alleine mit einem Unbekannten in einen Aufzug zu steigen. Zudem wird ihnen geraten, sich einen Trillerpfeife zu besorgen, um Angreifer in die Flucht zu schlagen. Den Frauen werde auf diese Weise Angst gemacht und die Schuldfrage umgekehrt, empörte sich Monton.

Das Innenministerium verwies darauf, dass die Empfehlungen bereits seit zehn Jahren, und damit auch unter der sozialistischen Regierung, online seien. Die Liste solle nun aber überarbeitet werden. (APA/AFP, 25.8.2014)