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Die Zahl der Radfahrer wächst. Das Ziel der Wiener Stadtregierung, dass bis 2015 zehn Prozent aller Wiener das Fahrrad als erstes Verkehrsmittel wählen, wird aber nur schwer zu erreichen sein.

Foto: APA/Fohringer

Wien - Die Meldung, dass die vorzeitige Kündigung der Jahreskarte für die öffentlichen Verkehrsmittel künftig 18 Euro kosten werde, vergrämte so manchen Wiener vor rund einem Monat. Seit der Einführung des 365-Euro-Tickets - es war eines der zentralen Wahlversprechen der Grünen, die Öffi-Preise zu reduzieren - ist die Zahl der Nutzer stetig gestiegen. Mit der Einhebung einer Gebühr will man nun verhindern, dass die Jahreskarte vor einem längeren Urlaub gekündigt wird, um sie danach neu zu kaufen.

Verkehrsthemen werden in Wien nicht erst, seit die Grünen das Verkehrsressort besetzen, heiß diskutiert. Das verbilligte Öffi- Ticket ist neben dem Parkpickerl und der Errichtung von Tempo-30-Zonen eine der zentralen Lenkungsmaßnahmen der Stadtregierung, um das Ziel weniger Autofahrer, mehr Radfahrer, Fußgänger und Öffi-Nutzer zu erreichen.

In den vergangenen zwanzig Jahren hat sich hier schon einiges getan. Nutzten 1993 noch 40 Prozent in erster Linie das Auto, so waren es 2013 nur noch 28 Prozent. Die Zahl der Öffi-Nutzer und Radfahrer hingegen ist angestiegen: 1993 fuhren 29 Prozent mit Bus, Bim, S-Bahn oder U-Bahn. 2013 waren es 39 Prozent. 1993 fuhren lediglich drei Prozent mit dem Fahrrad, 2013 waren es immerhin sechs Prozent. Die Zahlen stammen aus der "Modal-Split-Befragung" der Wiener Linien, die jährlich durchgeführt wird.

Der Trend soll auch in den kommenden Jahren fortgesetzt werden, die Ziele sind im Regierungsprogramm festgeschrieben: Demzufolge soll der Anteil öffentlicher Verkehrsmittel bis 2015 auf 40 Prozent anwachsen, jener der Radfahrer auf zehn Prozent.

Zumindest Letzteres wird aber eher nicht eintreten. "Es war ein sehr ambitioniertes Ziel", sagt Radfahrbeauftragter Martin Blum im Gespräch mit dem Standard.

Im Rahmen des Stadtentwicklungsplans (Step) und der Smart-City-Strategie hat die Regierung auch Zahlen für die fernere Zukunft definiert. Der Anteil des motorisierten Individualverkehrs soll laut Step bis 2025 bei 20 Prozent liegen, bis 2030 - dann, wenn die Stadt die Zwei-Millionen-Einwohner-Grenze erreicht hat - laut Smart-City-Strategie gar nur noch bei 15 Prozent.

Fußgängerzonen forcieren

Doch um die gesteckten Ziele zu erreichen, braucht man entsprechende Maßnahmen, sagt Harald Frey vom Forschungsbereich für Verkehrsplanung und Verkehrstechnik der Technischen Universität Wien. Als Beispiele nennt er, den Anteil der Stellplätze für Pkws in der Stadt zu reduzieren oder auch die Errichtung von Fußgängerzonen zu forcieren. "Damit die Leute das Auto stehenlassen, ist auch dafür Sorge zu tragen, eine qualitativ hochwertige Infrastruktur vor der Haustüre sicherzustellen."

Frey begrüßt jedenfalls, dass sich die Regierung entsprechende Ziele gesteckt hat, sagt aber gleichzeitig, dass bisher nur Einzellösungen umgesetzt wurden. "Es wurden Fahrspuren durch Radwege ersetzt. Die Mariahilfer Straße wurde verkehrsberuhigt. Aber das sind immer nur Nischenlösungen und keine flächendeckenden Maßnahmen."

Eine Herausforderung werde zudem der Umgang mit dem Pendlerverkehr sein. Auch hier ist das Ziel, die Pendler verstärkt auf die Öffis umzuleiten.

Viele Autos in der Innenstadt

Schaut man sich den Autoanteil nach Bezirken an, zeigt sich, dass mit 1000 Pkws pro 1000 Einwohnern (inklusive Firmenautos) die Innere Stadt vorn liegt, gefolgt von äußeren Bezirken wie Hietzing oder Liesing, wo mehr als 400 Autos pro 1000 Einwohner gemeldet sind. Es gibt auch Erhebungen, mit welchem Verkehrsmittel die Wiener zum Arbeits- bzw. Ausbildungsplatz fahren. In den vergangenen zehn Jahren ist der Anteil der Autofahrer von fast 34 Prozent auf rund 22 Prozent gesunken.

(Rosa Winkler-Hermaden, DER STANDARD, 26.8.2014)