Athen - Wer ist in der Grabstätte aus der Zeit des legendären makedonischen Königs Alexander beigesetzt? Das Rätselraten um ein geheimnisvolles Grab im Norden Griechenlands nimmt immer größere Dimensionen an. Internationale Fernsehteams, hunderte Schaulustige und Touristen strömen täglich in die Region der Kleinstadt Amphipolis in der nordgriechischen Provinz Makedonien.

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Zwei jeweils mehr als 1,5 Tonnen schwere Sphinxe wachen über den Eingang des Grabes.
Foto: APA/EPA/GREEK MINISTRY OF CULTUR

Mediale Aufregung

Regierungschef Antonis Samaras besuchte vergangene Woche die antike Stätte und sprach von einem "außerordentlich bedeutenden Fund". Seitdem herrscht erneut helle Aufregung in der Region. Schon die ersten Nachrichten einer Entdeckung im vergangenen Jahr hatten weitreichende Spekulationen ausgelöst.

Die griechische Boulevardpresse widmete dem Fund ganze Seiten. Alle warten, wann endlich das Geheimnis gelüftet wird. "Ich will da sein, wenn der große Moment kommt", sagte ein Einwohner im griechischen Fernsehen. Neben ihm standen Touristen und fotografierten mit ihren Teleobjektiven den rund 30 Meter hohen Grabhügel.

Das griechische Kulturministerium veröffentlichte Bilder vom freigeschaufelten Eingang des Grabes. Zwei jeweils mehr als 1,5 Tonnen schwere Sphinxe versperren den Weg ins Innere des Grabes. "Zu einem Zeitpunkt, der nicht weit entfernt ist, werden wir ein umfangreiches Bild vom Inneren des Grabes haben", sagte Kulturminister Konstantinos Tasoulas. Er verstehe das weltweite Medieninteresse. Vorrang hätten aber jetzt die Archäologen.

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Die Arbeiten, um ins Innere des Grabes vordringen zu können, dauern noch an.
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Grabhügel abgesperrt

Die Polizei riegelte den knapp 500 Meter langen kreisförmigen Erdwall um den Grabhügel indes weiträumig ab. Lastwagen pendeln und entfernen aus der Ausgrabungsstätte Tonnen von Erde. Die größte Sorge der Archäologen ist, dass wegen zu schneller Ausgrabungen die Decke des Grabes einstürzen könnte.

Bis man ins Grabinnere komme, könne man nichts sagen, so Experten. Hobbyarchäologen sind aber nicht zu halten. Gerüchte machen die Runde, es könnten Mitglieder der Familie Alexanders des Großen oder seines Admirals Nearchos sein. Einwohner der Region sind fasziniert und spekulieren, es könnte sogar das Grab von Alexander selbst sein.

Die Kleinstadt Amphipolis war zu Alexanders Zeiten der wichtigste Stützpunkt der Marine des makedonischen Reiches. Zudem gab es in der Region Goldminen.

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Teil einer noch verborgenen Säule am Grabeingang.
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Vergessenes Königsgrab

Alexander der Große starb 323 vor unserer Zeitrechnung in Babylon im heutigen Irak. Seine sterblichen Überreste sollen zunächst in einem Mausoleum in Ägypten bestattet worden sein. Seit der späten Antike verlieren sich jedoch die Spuren des Grabes. In den vergangenen Jahrzehnten wollen Entdecker und Archäologen das Grab in der ägyptischen Oase Siwa, in Alexandrien, aber auch in Usbekistan und sogar in Nordaustralien entdeckt haben.

"Inschriften und Gegenstände sagen uns Archäologen, wer in einem Grab begraben ist", erklärte die Archäologin Eleni Stylianou. Zudem sei es wichtig, dass das Grab nicht beschädigt und geplündert sei. Am Eingang, der zurzeit freigegraben wird, scheint das der Fall zu sein. Es wird aber befürchtet, dass Grabräuber auf der Suche nach Gold und Schmuck über den oberen Teil des Hügels eingedrungen sein könnten. "Das wird man aber bald sehen."

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Laut Regierungschef Antonis Samaras handelt es sich um einen "außergewöhnlich bedeutenden Fund".
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Drei Hohlräume vermutet

Geologen sagten griechischen Medien, sie hätten mithilfe von Ultraschallgeräten drei große Hohlräume in dem Grab erkannt. Die zuständige Archäologin des Kulturministeriums in der Region, Katerina Peristeri, erklärte, der Fund sei wichtig und stamme aus dem vierten vorchristlichen Jahrhundert. Mehr will sie aber nicht sagen. Bis das Geheimnis des Grabes gelüftet ist, müssen sich Touristen, Experten und Hobbyarchäologen also in Geduld üben. (APA/dpa/red, derStandard.at, 25.8.2014)