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Die Schnelllebigkeit der Tourismusbranche schlägt sich auf die Motivation der Arbeitnehmer.

Foto: APA/HERBERT NEUBAUER

Alle Jahre wieder veröffentlicht die Arbeiterkammer ihren Arbeitsklimaindex für den Tourismussektor. Und seit Jahren zeigt sich dabei dasselbe düstere Bild über die Unzufriedenheit der Beschäftigten. Eine schlechte Zeiteinteilung mit vielen Nachtdiensten, geringe Einkommen und fehlende Sozialleistungen sind dabei die meist genannten Kritikpunkte. Dank eines Nächtigungsbooms wurden in den vergangenen Jahren zumindest die eigenen Chancen am Arbeitsmarkt als gut eingeschätzt. Wegen der schlechten Wintersaison gab es heuer aber auch in dieser Frage deutliche Zufriedenheitsverluste.

Das geht aus der aktuellen Studie hervor, die das Institut für empirische Sozialforschung für die AK und die Verkehrs- und Dienstleistungsgewerkschaft Vida erhoben hat. Die Arbeitszufriedenheit in der Tourismusbranche ist demnach zwar im Vergleich zum Vorjahr leicht angestiegen, insgesamt liegt sie aber seit Jahren weit unter dem Durchschnitt aller in Österreich Beschäftigten.

Schlechte Aufstiegschancen

Die aktuell besonders spürbare Verschlechterung bei den subjektiven Karrierechancen gründe zum einen auf fehlenden Entwicklungsmöglichkeiten und zum anderen auf der Angst, bei einem Jobwechsel keinen neuen Arbeitgeber zu finden. Laut AK-Präsident Kaske liegen die Karrierechancen der Angestellten "de facto bei null“, der Tourismus sei deshalb eine "Fluchtbranche“. Wollten 2006 noch 27 Prozent den Job oder die Branche wechseln, seien es heute bereits 35 Prozent.

Auch das Beschäftigungswachstum hat sich zuletzt stark verringert. Lag dieses bis ins erste Halbjahr 2013 hinein bei drei Prozent, so kam es im ersten Halbjahr 2014 mit 0,2 Prozent fast zum Stillstand. Damit gehe laut Rudolf Komaromy, dem Vorsitzenden der Vida-Bundesfachgruppe Tourismus, einer der letzten wesentlichen Vorteile verloren: nämlich dass die Beschäftigten bei einem Jobwechsel innerhalb der Branche relativ leicht wieder einen neuen Arbeitsplatz finden.

Geringfügigkeit auf dem Vormarsch

Weiter zugenommen hat hingegen die geringfügige Beschäftigung im Tourismus. Bei mittlerweile 22 Prozent aller unselbstständigen Beschäftigungsverhältnisse liegt die Entlohnung unter der Geringfügigkeitsgrenze. Ebenfalls angestiegen ist der Ausländeranteil der Beschäftigten, der aktuell bei 45 Prozent liegt. Die durchschnittliche Beschäftigungsdauer der Arbeitnehmer im Tourismus liegt bei unter sieben Monaten, das sind rund 100 Tage weniger als der Durchschnitt aller Arbeitnehmer.

Als besonderes Alarmsignal werten die Arbeitnehmervertreter den starken Lehrlingsrückgang in den vergangenen Jahren. Die Anzahl der Kochlehrlinge habe sich seit dem Jahr 2004 halbiert, jene der weiblichen Lehrlinge sogar um mehr als ein Drittel verringert, so Komaromy. Er forderte alle Sozialpartner auf, sich gemeinsam dafür einzusetzen, die Rahmenbedingungen zu verbessern. Derzeit sei der Tourismus im Vergleich zu anderen Branchen, etwa dem viel gescholtenen Handel, nicht mehr konkurrenzfähig.

KV-Verhandlungen auf Länderebene

Zum Stand der Kollektivvertragsverhandlungen wollte Komaromy wenig sagen. Nur so viel: Man verhandle nun auf Bundesländerebene und habe sich geeinigt, keine Details an die Öffentlichkeit zu lassen. Die Forderung der Arbeitgeberseite nach einer Verkürzung der Nachtruhezeit von elf auf acht Stunden, wegen der die Verhandlungen im Mai abgebrochen wurden, wies er jedenfalls zurück. "Es sind Menschen, die hier arbeiten, und nicht Maschinen“, so der Gewerkschafter.

Einmal mehr fordern die Arbeitnehmervertreter auch eine Erhöhung des Brutto-Mindestlohns, der mit 7,60 Euro pro Stunde um 38 Prozent unter dem österreichischen Durchschnitt liege. Bei der finanziellen Sicherheit, aber auch bei Möglichkeiten zur Aus- und Weiterbildung sowie einer höheren Wertschätzung gegenüber der geleisteten Arbeit orten die Arbeitnehmervertreter weiteren Verbesserungsbedarf. (smos, derStandard.at, 25.8.2014)