Graz - Sie stehen in Gruppen und allein herum: äußerlich grobschlächtige hölzerne Burschen, doch jeder mit seinem eigenen Charakter, wenn man nur genauer hinsieht. Irgendwie scheinen sie alle ein bisschen verloren im weiten kühlen Raum der Halle für Kunst und Medien, wie das Grazer Künstlerhaus seit einem guten Jahr auch heißt. Als hätten sie auf etwas gewartet, das nicht kam.
Christian Eisenberger, in Wien lebender und werkender steirischer Künstler, hat den Figuren mit der Stihl-Motorsäge Haltungen geschnitzt und wieder einmal einen Beweis dafür geliefert, dass er brachiale Gesten mit feinem, schrulligem Geist zu beseelen weiß. Eine dekonstruierte Weinflasche thront auf einem Kopf wie eine Mütze, Metallstücke hängen wie Gewehre von Oberkörpern.
Spannungsfreie Paarung
Eisenberger ist in der am Wochenende eröffneten Ausstellung eine Hälfte der im Künstlerhaus üblichen Paarung, für die Leiter Sandro Droschl heimische mit internationalen Künstlern in eine Schau zusammenspannt. Das kann spannend sein, muss aber nicht. In diesem Fall wurde der renommierte deutsche Maler André Butzer der Konterpart zum jungen wilden Eisenberger. Letzterer arbeitet auch gern mit vergänglichem Material wie Schnee, Eis, Zuckerwürfeln oder - in der aktuellen Schau - mit Semmeln. Zudem zeigt er auf dem Boden liegende neue farbkräftige Malereien, aus denen dort und da ein Embryo zwischen aufgeklebten leeren Farbdosen auftaucht.
Das erinnert ein bisschen an die comichaften Wesen, die Butzer in vielen seiner bekannten expressiven bunten Malereien schuf. Doch in Graz sind lediglich zwei monochrome großflächige schwarze Bilder aus der Reihe von Butzers N-Bildern, die er 2010 begann, zu sehen. Sie hängen zu zweit an einer Wand und scheinen irgendwie nicht ins Gespräch zu kommen mit dem bunten Treiben, das Eisenberger, der schon ganze Räume im Zuge von Ausstellungen zubaute und sie sogar als Teil der Schau bewohnte, zu inszenieren versuchte.
Hier wirken Eisenbergers Arbeiten, auch in der Apsis und im Nebenraum der Haupthalle, wie nicht ganz angekommen. Einen Dialog bleiben die Künstler, deren für die Schau porträtierte Ateliers auf sehr unterschiedliche Arbeitsweisen hindeuten, dem Besucher aber schuldig - auch wenn sie diesen in der Theorie sicher führen können. Das ist schade. Vor allem dann, wenn man die von Christian Egger kuratierte und zeitgleich im Kellergeschoß des Hauses eröffnete Ausstellung der New Yorkerin Kate Hardy sieht.
Die mit Licht und Schatten und wenig Aufwand in Szene gesetzten Arbeiten, etwa eine Skulptur aus unzähligen bunten Büstenhaltern oder das Bild eines aus verschiedenen Scherben zusammengesetzten Flakons, könnten ganz von selbst ein Spannungsfeld zu den Motorsägenarbeiten im Parterre eröffnen.
Für Graz wurde zudem ein Film aus Material geschnitten, auf dem die Künstlerin über zehn Jahre wechselnde Wohnungen, Ateliers und sich selbst in wechselnden Outfits dokumentierte. (Colette M. Schmidt, DER STANDARD, 26.8.2014)