"Die virtuelle Feder. Journalismus von morgen", Dienstag auf Arte.

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Was als Aufstand der "Spiegel"-Redakteure gegen einen unbeliebten Chefredakteur begonnen hatte, entpuppt sich bei näherem Hinschauen als redaktionsinterne Schwierigkeiten im Zusammenwachsen von Print- und Online-Journalisten. Es mag trösten: Damit ist das Hamburger Nachrichtenmagazin nicht allein, wie die Dokumentation "Die virtuelle Feder. Journalismus von morgen", Dienstag, 21.30 Uhr, zeigt.

In ganz Europa haben die Filmemacher Marie-Eve Chamard und Philippe Kieffer Redaktionen ausfindig gemacht, in denen die Wege ins neue Geschäftsmodell von ähnlichen Hürden begleitet sind.

"Uns Printjournalisten kam es so vor, als wollten diese Frischlinge alles an sich reißen", sagt eine Journalistin bei Le Monde. "Wir mussten lernen, gegenseitiges Verständnis und Zutrauen zu entwickeln." "Die Erfahrung der Printjournalisten wird anerkannt. Aber nicht so sehr die speziellen Fähigkeiten der Webjournalisten", sagt die Onlinekollegin.

Ein Rezept dafür, ob und wie die Beschaffung von Nachrichten finanzierbar ist, scheint nicht gefunden. Aber anstatt Grabesgesänge vom Tod des Journalismus zu singen, stellen Chamard und Kieffer Zukunftsmodelle vor. Die befragten Vertreter aus französischen, britischen, deutschen, US-amerikanischen und indischen Medien sind sich in ihren Einschätzungen herzlich uneinig, eines haben sie allerdings gemeinsam: Sie alle wollen den Journalismus nicht aufgeben.

Wie zum Beispiel Guardian-Journalist Jon Henley - ein alter Printhase, der jetzt die virtuelle Welt virtuos bespielt. Henley beneidet Kollegen in den USA: "Weil sie nicht mehr jeden Tag eine gedruckte Zeitung herausbringen müssen." (Doris Priesching, DER STANDARD, 26.8.2014)