Wien - Nicht nur die Grünen, auch die Armutskonferenz drängt auf eine Reform des Privatkonkurses. Wie berichtet, sind in Österreich jährlich rund 9000 Personen so hoch verschuldet, dass ihr einziger Ausweg ein Insolvenzverfahren ist. Martin Schenk, Sozialexperte bei der Armutskonferenz, ist der Meinung, dass Österreich in zweierlei Hinsicht zum europäischen Schlusslicht gehört.

Zum einen, weil die Restschuldbefreiung im Regelfall erst nach einer siebenjährigen Verfahrensdauer erteilt wird. Zum andern wegen der vergleichsweise hohen Mindestquote von zehn Prozent, die einkommensschwachen Personen "einen Neustart fast unmöglich macht". Schenk fordert, ähnlich wie die Grünen, eine Anpassung der Verfahrensdauer auf das europäische Durchschnittsniveau, das bei drei bis maximal fünf Jahren liegt. Außerdem soll seiner Ansicht nach die Mindestquote gestrichen werden.

Die Armutskonferenz hat gemeinsam mit der Wirtschaftsuniversität Wien eine Studie erstellt. Der zufolge liegt der ökonomische Nutzen bei Schuldenregulierungen bei jährlich 27 Millionen Euro. Eine Reform ist laut Schenk auch deshalb dringend notwendig, weil sich durch die Entschuldung die Gesundheit der Betroffenen bessere. Geldprobleme stehen oft in Zusammenhang mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Depressionen. (rwh, DER STANDARD, 26.8.2014)