Das Theaterstück, das da auf der Rennstrecke von Spa-Francorchamps in Belgien gegeben wurde, wirkte bis zum letzten Vorhang gelungen, wenn auch nicht alle Rollen ideal besetzt waren. Nico Rosberg, zwar ein Deutscher, aber als Bösewicht ungelenk, hatte seinem Mercedes-Kollegen Lewis Hamilton durch ein missglücktes Überholmanöver, das mit einem Reifenschaden am Boliden des Briten endete, das Rennen zerstört. Nicht zum eigenen Nachteil, baute er doch mit Rang zwei seine WM-Führung vor Hamilton aus. Der tat sich schwer, als verfolgte Unschuld ebenso zu brillieren wie die Hochkaräter, die seine Lauscher schmücken. In großer Spiellaune dagegen Niki Lauda und Toto Wolff, die finster drohten, das Team-Management, also zum guten Teil sich selbst, mit dem Fall des wildgewordenen Rosberg zu beschäftigen.
Eine Bastonade wäre lustig, aber der Boulevard ist ohnehin schon zufrieden, vom "Krieg der Sterne" berichten zu können, wo doch die Formel 1 nach der quotentötenden Dominanz von Red Bull Racing ungespitzt der Diktatur von Mercedes anheimfiel. Das Team kann sich nur selbst schlagen, also tut es, was der Markt verlangt. Impresario Bernie "Dann-zahl-ich-halt-ein" Ecclestone hatte schon ganz andere Ideen, um sein Werkl am Laufen zu halten. Den tödlichen Unfall von Ayrton Senna nannte er einst eine gute Werbung - kein Theater! Diesbezüglich wird ihm die fahrende Truppe von Mercedes keinen Gefallen machen. (Sigi Lützow, DER STANDARD, 26.8.2014)