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Ukrainischer Scharfschütze in der Nähe von Rassypnoe.

Foto: EPA/ROMAN PILIPEY

Donezk - Die zehn russischen Soldaten, die am gestrigen Montag in der umkämpften Ostukraine gefangen genommen wurden, haben die Grenze nach Angaben aus russischen Militärkreisen aus Versehen überquert. Die Soldaten hätten an einer Patrouille im Grenzgebiet teilgenommen, hieß es nach Berichten russischer Nachrichtenagenturen am Dienstag aus dem Verteidigungsministerium in Moskau.

Sie sollen die Grenze laut ukrainischen Angaben mit einer Kolonne aus Dutzenden bewaffneten Infanteriefahrzeugen überquert haben. Auf den von der Regierung in Kiew auf Facebook veröffentlichten Videoaufnahmen waren sie in armeegrüner Kleidung zu sehen. Einer von ihnen gab sich als Angehöriger einer Fallschirmjäger-Einheit aus.

"Ich habe nicht gesehen, wo wir die Grenze überquert haben", sagte er. "Sie haben uns nur gesagt, dass wir auf einem 70 Kilometer langen Dreitagesmarsch waren. Hier ist alles anders, nicht so, wie es im Fernsehen gezeigt wird. Wir sind als Futter für die Kanonen gekommen." Ein anderer Mann sagte: "Hört auf, unsere Jungs reinzuschicken. Warum? Das ist nicht unser Krieg."

Auch Ukrainer sollen Grenze überschritten haben

Ein Mitarbeiter des Verteidigungsministeriums in Moskau bestätigte der Agentur Interfax zufolge die Festnahme von russischen Soldaten. Es habe sich um eine Grenzpatrouille gehandelt, die an einer nicht markierten Stelle zufällig auf ukrainisches Gebiet gelangt sei, bekräftigte der namentlich nicht genannte Mitarbeiter. Bei ihrer Festnahme hätten sie keinen Widerstand geleistet.

Der Mitarbeiter gab zudem an, bis zu 500 ukrainische Soldaten seien auf ähnliche Weise auf russisches Territorium gelangt und diese seien wieder zurückgeschickt worden (derStandard.at berichtete).

Andrej Lysenko, der Sprecher des Nationalen Rats für Sicherheit und Verteidigung, erklärte hingegen, dass die russischen Soldaten zu einem "Spezialeinsatz" unterwegs gewesen seien.

Im ukrainischen Fernsehen wurde gezeigt, wie die Russen einvernommen werden. Einer von ihnen ist laut eigenen Angaben 19 Jahre alt.

Am Montag hatte Lysenko verkündet, zehn Panzer, zwei Radpanzer und zwei Ural-Mannschaftstransporter hätten die ukrainische-russische Grenze nordöstlich der Stadt Nowoasowsk überquert. Diese Kolonne sei, so verkündete Lysenko, unweit des Dorfes Schtscherbak (13 Kilometer nordöstlich von Nowoasowsk, Anm.) "vernichtet" worden.

Heftige Gefechte

Die Führung in Kiew und die prorussischen Separatisten berichteten unterdessen von heftigen Gefechten. Innerhalb von 24 Stunden seien fast 250 Kämpfer getötet worden, teilte der ukrainische Sicherheitsrat mit. Den Aufständischen zufolge wurden zudem mehr als 80 Soldaten getötet oder verletzt und mehr als 40 gefangen genommen, wie russische Agenturen berichteten.

Überdies haben die Aufständischen nach eigener Darstellung an verschiedenen Orten im Konfliktgebiet bis zu 7.000 ukrainische Kämpfer aus Freiwilligenbataillonen eingekreist. Das Militär bestätigte die Information zunächst nicht. Bei Beschuss der Großstadt Donezk kamen zudem nach Angaben des Stadtrats drei Zivilisten ums Leben.

Russlands Präsident Wladimir Putin will im Laufe des Tages mit seinem ukrainischen Kollegen Petro Poroschenko in der weißrussischen Hauptstadt Minsk zusammenkommen. Beide nehmen an einer Konferenz der von Russland geführten Zollunion teil. Im Osten der Ukraine toben Kämpfe zwischen Regierungstruppen und prorussischen Separatisten. Die Ukraine wirft Russland vor, prorussische Separatisten im Osten des Landes mit Waffen zu versorgen, Russland bestreitet dies. (red, APA, 26.8.2014)