Wien/Moskau - Um die Folgen der westlichen Sanktionen abzufedern, überweist die russische Regierung zwei staatlichen Banken umgerechnet rund fünf Mrd. Euro. Die VTB Bank und die Rosselchosbank erhalten zusammen 239 Mrd. Rubel, wie ein am Montag auf der Internetseite der Regierung veröffentlichtes Dekret zeigt.

Sie geben neue Aktien aus, die der erst Anfang August aufgelegte Nationale Wohlfahrtsfonds kauft. Er ist mit einer Summe von 65,5 Mrd. Euro ausgestattet, zum Teil sind dies Erträge aus dem Verkauf von Erdöl und Erdgas.

Die USA und die EU hatten wegen des Ukraine-Konfliktes Ende Juli ihre Sanktionen verschärft; zahlreiche staatliche russische Banken haben keinen Zugang mehr zu westlichen Finanzmärkten und können sich dort kein Geld mehr leihen - und entsprechend weniger Kredite im eigenen Land vergeben.

Töchter nicht betroffen

Den Löwenanteil der staatlichen Hilfe bekommt die VTB mit umgerechnet 4,5 Mrd. Euro. Sie hatte schon vor Verhängung der Sanktionen schwer unter der Ukraine-Krise und den Folgen für die russische Wirtschaft gelitten. Ihr Gewinn schrumpfte im zweiten Quartal auf rund ein Siebentel im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.

Von den EU-Sanktionen ist zwar die russische VTB Bank betroffen, nicht aber deren in Wien ansässige Europazentrale VTB Austria. Dasselbe gilt für die russische Sberbank bzw. die Sberbank Europe (Wien). Für die beiden "Wiener" Banken mit russischen Eignern gibt es aber wie berichtet Klauseln, die eine Umgehung der Sanktionen zugunsten ihrer russischen Mütter verhindern sollen.

Russland halbiert Wachstumsprognose

Russland hat indessen auch seine Wachstumsprognose für das kommende Jahr halbiert. Statt der bislang erwarteten zwei Prozent werde das Bruttoinlandsprodukt wohl nur um ein Prozent zulegen, sagte der stellvertretende Wirtschaftsminister Alexej Wedew am Dienstag in Moskau.

Für dieses Jahr werden unverändert 0,5 Prozent vorausgesagt. Russland machen die Strafmaßnahmen des Westens zu schaffen, die wegen des russischen Vorgehens auf der Krim und in der Ukraine verhängt wurden. Das Land leidet auch unter einer Kapitalflucht. Wedew erwartet zudem eine steigende Inflation. Die Verbraucherpreise dürften 2015 um sieben bis 7,5 Prozent zulegen. Bislang waren sechs Prozent erwartet worden. (APA, 26.8.2014)