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Klein- und Mittelbetriebe hatten im Vorjahr höhere Zahlungsausfälle zu verzeichnen.

Grafik: APA/KSV

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Auch wenn die Zahlungsmoral der Österreicher im internationalen Vergleich eine der höchsten ist: Klein- und Mittelbetriebe (KMUs) mussten 2013 verstärkt auf die Zahlung ihrer Rechnungen warten. Die Forderungsausfälle betrugen im Vorjahr 9,6 Mrd. Euro, um 1,6 Mrd. mehr als im Jahr davor. Das sind rund 2,4 Prozent des Gesamtumsatzes der heimischen KMUs.

Mehr als jedes dritte Unternehmen ist durch Forderungsausfälle in seiner Liquidität eingeschränkt. Dieser Engpass wird in weiterer Folge auch an die Lieferanten weitergegeben: Für 72 Prozent sind die Zulieferer die Letzten, deren offene Rechnungen bezahlt werden. Der Lieferantenkredit sei nach wie vor gang und gäbe, sagte der Geschäftsführer des Kreditschutzverbandes (KSV) Johannes Eibl bei der Präsentation einer entsprechenden Umfrage.

Probleme werden weitergereicht

Wer seinerseits unter säumigen Schuldnern leidet, hat schnell selbst ein Liquiditätsproblem. Meist müssen die Unternehmen zuerst so manche Chance auf günstige Einkaufskonditionen und Skonti verstreichen lassen. Gerade bei kleinen Unternehmen führt ein Einnahmenentgang aber schnell zu noch schwerwiegenderen Problemen. Verzugszinsen und Mahnspesen fallen zusätzlich ins Gewicht.

Für neun Prozent der befragten Firmen sind die Zahlungsausfälle sogar existenzgefährdend. Hochgerechnet entspricht das jährlich 36.000 Unternehmen. Obwohl die Auswirkungen der Ausfälle drastisch sein können, leistet sich nur ein Drittel der Firmen mit weniger als 50 Mio. Euro Umsatz ein Risikomanagement, ergab die Umfrage. Beim Bewusstsein dafür ortet der KSV deutlichen Verbesserungsbedarf. Unregelmäßige Umsatzentwicklungen und eine schwankende Konjunktur seien der Normalfall, ein vernünftiges Forderungsmanagement daher unabdingbar.

Vorarlberger am verlässlichsten

Auffällig ist ein West-Ost-Gefälle bei der Zahlungsmoral: Firmenkunden in Vorarlberg zahlen im Schnitt nach 27 Tagen. In Tirol, Kärnten, Oberösterreich, Niederösterreich und Wien fließt das Geld nach 30 Tagen, in der Steiermark und Salzburg nach 31 Tagen und im Burgenland nach 34 Tagen.

Erfreulich ist aus der Sicht des KSV, dass sich die Zahlungsmoral der öffentlichen Hand zuletzt verbessert habe. Obwohl die Zahlungsfrist 2013 per Gesetz auf 30 Tage herabgesetzt wurde (davor waren im Schnitt 33 Tage vereinbart worden), verkürzte sich der Zahlungsverzug von acht auf sieben Tage. Immerhin 77 Prozent der öffentlichen Kunden zahlten pünktlich.

Privatkonkurs: "Gutes Modell"

Zur Debatte über eine mögliche Reform des Privatkonkursrechts meinte KSV-Vorstand Johannes Nejedlik, auch er sehe durchaus Potenzial für Nachbesserungen, etwa in Richtung einer flexibleren Gestaltung der Tilgungsquote. Im Grunde sei das österreichische Modell des Privatkonkurses aber ein gutes. Für Gläubiger bestehe dadurch eine reelle Chance, zumindest einen Teil ihrer Forderungen zurückzubekommen, ohne private Schuldner in eine aussichtslose Position zu bringen. Sowohl die Grünen als auch die Armutskonferenz hatten dies zuletzt in Abrede gestellt. Für sie sind die Hürden auch für grundsätzlich zahlungswillige Schuldner viel zu hoch. (smos, derStandard.at, 26.8.2014)