Salzburg - Farbkräftige Spiralnebel steigen auf, bauen Energie auf und entladen sich in Wolfgang Rihms zweitem Klavierkonzert in markanten Eruptionen. Es ist das neue Werk ein klassisch zu nennender Rihm, obwohl er kein typisches Virtuosenkonzert geschrieben hat. Der für den Solisten dennoch reiz- und effektvolle Klavierpart ist eher der Ausgangspunkt für zahlreiche kleine und kleinste Dialoge mit Orchestersolisten. Der Duktus ist ruhig, vor allem im ersten Satz. Spannungsvoll entwickelte Crescendi oder mit großer Ruhe vorbereitete effektvolle Sforzati, besonders im zweiten Satz, geben dem Solisten dennoch Raum für virtuose Momente. Tzimon Barto hat kräftige Impulse gesetzt, die die hervorragenden Orchestersolisten mit Verve aufgegriffen. Über einer rhythmisch markanten Solokadenz verklingt das Werk im Pianissimo.

Hier hat Dirigent Christoph Eschenbach die Energieströme präzise kanalisiert. Dem Energiefluss in der Siebenten von Anton Bruckner aber scheint er sich entgegengestellt zu haben. Vielleicht aus kapellmeisterlicher Sorge um die jungen Musikerinnen und Musiker, denen er die Wiedergabe des Monumentalwerks quasi nur Phrase um Phrase erlauben wollte? Ans Publikum hat er dabei nicht gedacht.

Den hervorragenden Mitgliedern des Gustav Mahler Jugendorchesters hätte er ein etwas weitblickenderes dirigentisches Konzept zutrauen dürfen: Schon der erste Satz der siebenten Symphonie kam quasi in seine Bausteine zerlegt daher - wie haben die Geigerinnen ihre aufsteigenden Linien auf dem steinigen Weg Richtung C-Dur-Höhepunkt im Andante buchstabieren müssen ... Dabei braucht das Orchester nur feinste Impulse, um zu explodieren. Das war erst jüngst beim Preisträgerkonzert des Young Conductors Award unter Maxime Pascal zu erleben. Auch wenn die Werke in Anlage und Anspruch nicht zu vergleichen sind - die Sätze von Bruckners Siebenter sind keineswegs Variationen des Stillstands. Lauter Schlussakkord. Großer Jubel. (Heidemarie Klabacher, DER STANDARD, 27.8.2014)