Palina Rojinski, Jan Köppen, Katrin Bauerfeind und Jan Böhmermann (v. li.) in der RTL-Comedy "Was wäre wenn?"

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Damen haben im neuen Format "Was Wäre Wenn?" auf RTL (donnerstags, 23.20 Uhr) den Vortritt. Soweit die gute Nachricht. Die schlechte: Der stöckelnd-staksende Vorsprung von Katrin Bauerfeind und Palina Rojinski auf der Studiostiege (Showtreppe geht anders!) dient einzig dazu, den Applaus für den "feuchten Schwiemu-Traum“ (Jan Köppen) und den "Englischlehrer von Lothar Matthäus“ (Jan Böhmermann) anzuheizen.

Womit man bei der nächsten Hiobsbotschaft wäre: Jan Böhmermann absolviert bei RTL zum Glück nur ein Gastspiel. Und so kann er auf ZDF neo im Oktober mit dem "NEO Magazin" zurückkehren. Auch direkte Konkurrenz macht Böhmermann sich (so wie 2013 mit der Einsplus-"Lateline") keine mehr: Die Digitalsparte sendet um zehn, RTL eine gute Stunde später. Aber selbst dieses Glück hat einen Haken: "Was Wäre Wenn?", geparkt zwischen Nacktdating und Spätnachrichten, ist leider keine One-Man-Show und Böhmermann auch nicht der Producer wie in der Ensemble-Comedy "Die unwahrscheinlichen Ereignisse im Leben von ..." im WDR.

Doppelconference

Ist bereits die Doppelconférence die hohe Kür der Moderation, übt sich nun in "Was Wäre Wenn?"ein gemischtes Doppel an auswendig gelernten, stichwortgesteuerten Gastgeber-Plaudereien. So bunt wie das sich an der bleischweren Leichtigkeit abmühende Quartett ist, so breit das bediente Humorrepertoire: Beides dient wohl dem Zielgruppen-"Spagat“ (Programmgeschäftsführer Frank Hoffmann).

"Was Wäre Wenn?" glänzt dort, wo an Grenzen des guten Geschmacks und politischer Korrektheit gekratzt wird: Etwa wenn Böhmermann mit Hitler-Rotzbremse auf der Straße nach "Nazi-issen", "Nazi-Goreng" und dem "Endsieb" verlangt oder mit Politikern weit rechts der Mitte "Nazi-Bingo" und "-Activity" spielt. Bei solch absurd-bösen Einfällen ist es legitim, sich an die „pösen Purchen“ Monty Python zu erinnern.

MacBuck, Buckmuck, Scheißburger

Man darf es genießen, wenn die Geduld- und Leidensfähigkeit gewählter Volksvertreter auf die Probe gestellt wird oder wenn die Moderatoren Mut zur Blöße beweisen und sich im Live-Telefonat mit Freunden zum Affen machen. Wenn mit gutem Wortwitz und Zungentalent "große, frisch gegessene Branchensäfte, MacBucks, Buckmucks, Scheißburger oder Whoppel-Cheese-Würger“ geordert werden, darf es auch mal seicht sein. Die übrigen flachen Laden, insbesondere die schlüpfrigen, sind mit anderen Comedy-Salaten verwechselbar. In den guten Schräglagen erkennt man die Handschrift Böhmermanns, da kann er auf Facebook seinen Ausflug ins Privat-TV noch so sehr leugnen!

Böhmermann ist Gott. Wer es nicht glaubt, schalte bei Folge drei wieder ein. (Anne Katrin Feßler, DER STANDARD, 27.8.2014)