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Die staatliche Hypo Alpe Adria bereitet ihr Begräbnis als Bank vor. Ob Ausgliederung oder Verkauf der Südosteuropa-Banken oder die Italien-Tochter: Alles kostet viel Geld.

Foto: Reuters/Heinz-Peter Bader

Wien - Die staatliche Hypo Alpe Adria hat auch das erste halbe Geschäftsjahr 2014 mit einem herben Verlust beendet. Die staatliche Bank steckt mit rund 1,67 Milliarden Euro in den roten Zahlen; das wurde am Mittwoch bekanntgegeben. Vor allem Abschreibungen rund um die Tochterbanken in Südosteuropa (SEE) und Italien in der Gesamthöhe von 1,44 Milliarden Euro haben sich zu Buche geschlagen. Im operativen Geschäft hat die Bank 232 Millionen Euro verloren.

Ende Juni hat die Hypo mit 4,1 Prozent auch die gesetzlich vorgeschriebene Mindestkernkapitalquote unterschritten, und zwar um 267 Millionen Euro (im Konzern). Folgen für den Steuerzahler hat das diesmal aber nicht, wie Hypo und Finanzministerium unisono beteuerten. Alleinaktionär Staat muss kein frisches Geld einschießen, weil sich die Effekte aus dem Schuldenschnitt schon per August in der Bilanz niederschlagen.

Die hohen Abschreibungen von 1,44 Milliarden ("Sondereffekte") begründete Hypo-Chef Alexander Picker in einer Aussendung mit der "Herauslösung der italienischen Tochterbank sowie des Südosteuropanetzwerks aus dem Konzern". Beide werden nicht in der Abbaugesellschaft landen, die unterm Finanzministerium angesiedelt wird: Das SEE-Netzwerk steht zum Verkauf, und das Sorgenkind Italien muss als eigene Abbauholding weiterexistieren. Laut Bankchef Picker "antizipieren die Vorsorgen den Veräußerungsverlust", den die Hypobanker erwarten.

Lange Debatte im Aufsichtrat

Der Hypo-Aufsichtsrat hat die Bilanz am Dienstag erörtert bekommen - und intensiv mit dem Vorstand debattiert, wie zu hören ist. Die Kontrollore sollen besonders die Beteiligungsansätze für die Töchter hinterfragt haben. Zuletzt stand das SEE-Netzwerk mit 500 Millionen Euro in den Büchern, die Mutter Hypo-Holding hat ihre SEE-Töchter mit immerhin rund 1,5 Milliarden Euro refinanziert. Zwei verbindliche Angebote haben die Österreicher für die fünf Banken in Südosteuropa derzeit auf dem Tisch liegen. Sie haben das erste Halbjahr 2014 mit einem kleinen Verlust von 4,3 Millionen Euro beendet.

Das zweite Halbjahr wird, bilanztechnisch, besser enden. Ab dem dritten Quartal kann die Bank die 1,6 Milliarden Euro an Schulden, die per Gesetz für erloschen erklärt wurden, aus ihren Büchern streichen. Die Auswirkungen davon sollten die Verluste, die im Hypo-Konzern beim Abbau anfallen werden "wesentlich kompensieren", wie es in der Pressemitteilung der Bank heißt.

All das setzt voraus, dass die Abbaubank bis spätestens Ende Oktober steht und die Hypo damit aus dem straffen Korsett der Bankenregulierungen samt Kapitalvorschriften schlüpfen kann. Gelänge das nicht, bliebe die Hypo Alpe Adria eine Bank - und käme, wie alle anderen großen EU-Institute, ab 4. November unter die Kontrolle der Europäischen Zentralbank (EZB), die fortan alle aufsichtsrechtlichen Entscheidungen treffen wird.

Nicht quantifiziert hat der Vorstand die schwarze Seite des Schuldenschnitts: das Risiko, das der Hypo durch die Klagen der betroffenen Gläubiger droht. (Renate Graber, DER STANDARD, 28.8.2014)