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Wasserkraftwerke in den Alpen

Foto: APA/Norbert Freudenthaler

Wien/Innsbruck - Drei österreichische Umweltikonen haben am Donnerstag vor den "umfassenden Ausbauplänen" von Wasserkraftwerken in Tirol gewarnt. Um das "drohende Desaster" zu verhindern, müsse die schwarz-grüne Koalition das "Maßnahmenpaket Tirol" überarbeiten, forderte die Freda Meissner-Blau, die erste Parteivorsitzende der Grünen.

Mit dem beschlossenen "Maßnahmenpaket Tirol" bekennen sich laut Meissner-Blau beide Koalitionsparteien zu umfassenden Ausbauplänen für die Großkraftwerke im Tiroler Oberland. Umweltminister Andrä Rupprechter (ÖVP) werde darin dazu aufgefordert, den entsprechenden wasserwirtschaftlichen Rahmenplan rechtlich zu genehmigen. "Es ist mir als Grüne der ersten Stunde völlig unbegreiflich, dass sich die Grünen in Tirol auf eine derartige Vereinbarung einlassen", kritisierte Meissner-Blau.

Der ehemalige Direktor des Naturhistorischen Museums, der Ökologe Bernd Lötsch, warnte vor der Rechtfertigung der Naturzerstörung durch Argumente von Klimawandel bis Atomausstieg: "Das Regierungsprojekt von Schwarz-Grün, dem unsere Hoffnung und Sympathie galt, riskiert unwiederbringliche Werte für die Zukunft zu verspielen. Eine millionenschwere Propaganda der E-Wirtschaft missbraucht den Klimawandel und den Atom-Ausstieg für die Wasserkraftwerbung. Die Energiewende beginnt erst mit verbrauchseitigen Strategien, die aus den enorm angeschwollenen Energieströmen unserer Zivilisation durch technische und Management-Intelligenz ein Mehrfaches an Energiedienstleistungen herausholen."

Unersetzliche Fließstrecken

Peter Weish, Umweltwissenschafter und Präsident des Forum Umwelt und Wissenschaft, kritisierte das Vorhaben ebenfalls. "Die noch vorhandenen naturnahen Fließstrecken sind unersetzlich. Man kann die letzten Alpentäler und Flusskilometer nicht mit der gleichen Fortschrittseuphorie zubetonieren, wie das früher geschah.

Vor 30 Jahren hat man behauptet, das Kraftwerk Hainburg sei für den Umweltschutz erforderlich, weil es Schwefeldioxidemissionen zu vermeiden hilft und daher ein Beitrag gegen das Waldsterben sei. Heute erklärt man uns, eine Energiewende erfordere den weiteren Ausbau der Wasserkraft. Damals wie heute stellen wir klar: Umweltschutz kann nicht mit Naturzerstörung erkauft werden", meinte Weish. Auch Weish verwies darauf, dass eine Energiewende primär die Ausschöpfung der Einsparpotenziale erfordere.

Vergleich mit Meissner-Blaus Initiative

Die Tiroler Grünen als Regierungspartei haben gelassen reagiert. Mit der Grünen Regierungsbeteiligung stelle man sicher, dass unabhängige und transparente Verfahren im Sinne der Umwelt und eines ökologischen Wasserkraftausbaus durchgeführt werden.

Dies erklärte der Klubobmann der Öko-Partei, LAbg. Gebi Mair in einer Aussendung. "Wofür Freda Meissner-Blau in der Hainburger Au einst kämpfte, das erreichen wir derzeit an der Isel: Ein gesamter Fluss wird unter Schutz gestellt", argumentierte Mair zudem.

Man habe eine Verantwortung gegenüber den kommenden Generationen und gegenüber der Natur. Daher sei im Maßnahmenpaket Gewässerschutz des Landes zum Beispiel vereinbart worden, dass der Inn als freie Fließstrecke zwischen Haiming und Kirchbichl erhalten bleibe und die Kraftwerkspläne im Malfon nicht weiter verfolgt würden, verteidigte der Klubobmann das von Meissner-Blau scharf kritisierte "Maßnahmenpaket Tirol".

In Bezug auf den wasserwirtschaftlichen Rahmenplan hätten die Tiroler Grünen zudem bereits eine ausführliche Stellungnahme an das zuständige Ministerium abgegeben. "Wir äußern uns darin kritisch zu vielen Themen wie den Überleitungen oder zu den Umweltzielen des Rahmenplans. Wir haben klar zu verstehen geben, dass der Tiwag-Rahmenplan noch viele Veränderungen braucht, bis er auflagefähig ist", sagte Mair. Und man gehe davon aus, dass "auch Menschen wie Freda Meissner-Blau die Möglichkeit nutzen, eine Stellungnahme ans Ministerium abzugeben", so der Klubchef. Er erhoffe sich "von den Ikonen der Umweltbewegung zahlreiche fundierte Einwände, um letztlich die richtige Balance zwischen Ökosystem und Wasserkraft sicherzustellen". (APA, 28.8.2014)