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Das Tempo ist eine Schlüsselgröße automobiler Fortbewegung...

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...und der Tachometer der erhobene Zeigefinger.

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Das Ergebnis ist immer die "momentane Geschwindigkeit".

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Fast jede Erfindung, die in die Geschichte eingeht, ist das Ergebnis eines Wettlaufs der klügsten Köpfe um Patente und natürlich auch um Möglichkeiten, die Geistesarbeit in handfeste Produkte zu verwandeln. Das gilt auch für den Tachometer.

Geräte zur Messung von Geschwindigkeit wurden schon Anfang des 19. Jahrhunderts im Gleichschritt mit der Eisenbahn erfunden, waren aber mit dem Wirbelstromgerät, das jahrzehntelang im Automobil verwendet wurde, nicht vergleichbar. Wer nun wirklich als Erfinder des Tachometers gelten darf und welches Jahr als das wahre Jubiläumsjahr bezeichnet werden kann, lässt sich allerdings nicht so leicht festmachen.

Mehrere Erfinder

So feierte die Continental AG als Nachfolgeunternehmen der "Autometerwerke E. Seignol" im Vorjahr 111 Jahre Tacho. Der deutsche Erfinder Otto Schulze hatte nämlich im Jahr 1902 das Patent für einen Wirbelstromtachometer zur Geschwindigkeitsanzeige im Automobil erwirkt - und dieses 1906 den Tachometerwerken Edouard Seignol, Paris, überlassen.

Gerne feiern wir, aber erst in vier Jahren, den damals österreichisch-ungarischen Erfinder des Tachometers, den Kroaten Josip Belusic, der 1888 ebenfalls für ein Wirbelstromgerät zur Geschwindigkeitsmessung ein Patent erhielt.

Heuer, 2014, ist es an der Zeit, noch einen deutschen Erfinder vor den Vorhang zu bitten. Er dürfte wirklich der Erste gewesen sein: Theodor Horn aus Leipzig war der Erste, der vor 130 Jahren, also 1884, ein Wirbelstromgerät zur Geschwindigkeitsmessung patentieren ließ und auch erfolgreich herstellte. Während die Tachometerwerke Seignol in der Wirtschaftskrise der 1920er-Jahre mit anderen Unternehmen fusionierten und zur berühmten VDO wurden, also zum Inbegriff für Messgeräte im Automobil, ging Theodor Horns Unternehmen nach 1945 als VEB Messgerätewerk Leipzig mit der DDR unter.

Wenn sich auch die Darstellungsform der Geschwindigkeitsanzeige immer wieder veränderte, das Prinzip dahinter blieb bis vor wenigen Jahren bestehen: Eine metallische Welle, die zuerst von einem Rad, später dann vom Getriebe die Drehzahl abzapfte, führte zum Instrument, wo mithilfe von Wirbelstrom Drehzahl in Geschwindigkeit übersetzt wurde. Mittlerweile benötigt man keine mechanische Verbindung mehr, es funktioniert rein elektrisch.

Badezimmerwaage

Interessant ist, dass nach vielen Versuchen von bandförmiger Anzeige bis hin zur Ziffernanzeige nach dem Muster "Badezimmerwaage" sich doch immer wieder die klassische Form der im Kreis angeordneten Ziffern durchsetzt, auch wenn sich die Anzeige immer weiter vom Instrument weg hin zum Display verwandelt. Und wenn die Vorgänge im Hintergrund noch so digital ablaufen, wollen sie immer wieder analog dargestellt werden, wohl auf dass sie der Mensch leichter verstehe.

Heute kann man die Funktion des Tachometers nicht mehr isoliert sehen, die Messung der Geschwindigkeit ist längst verknüpft mit vielen anderen Funktionen am Fahrzeug. Die angezeigte Geschwindigkeit ist gewissermaßen nur mehr ein Nebenprodukt dieser Messvorgänge und doch immer noch die wichtigste Größe für die Brisanz der Fortbewegung. (Rudolf Skarics, DER STANDARD, 29.8.2014)