Auf kleiner Wien-Tournee: Die Band Wanda spielt da und dort.

Foto: Problembär

Wien – Es ist das gallische Dorf im Wiener Veranstaltungskalender – und dabei einer der letzten verbliebenen Beweise, dass Haltung beim Feiern durchaus mehr zu bedeuten hat als die Beschreibung der Körperstellung an der Schank.

Am Samstag und Sonntag geht auf der Jesuitenwiese das Volksstimmefest der KPÖ über die Bühne. Politischer Diskurs wird dort traditionellerweise ebenso stattfinden, wie das gelesene Wort Vortrag findet. Vor allem das Musikprogramm besticht bei der diesjährigen Austragung, der seit 1946 abgehaltenen Festivität. Zum Auftakt stellt sich morgen am frühen Nachmittag das Wiener Musiklabel Fettkakao in Form eines Showcase vor.

Höhepunkte des Abendprogramms sind die Auftritte von Songwriter Robert Rotifer und eines in diesem politischen Zusammenhang alten Bekannten: der ewig unangepasste Sigi Maron. Am Sonntag erklingt auf der Jesuitenwiese Weltmusik-Humptata von Roy de Roy, Techno im Bandformat von Elektro Guzzi und Reminiszenzen an die besseren Tage des Punkrock mit The Clashinistas.

Der geheime Höhepunkt ist allerdings bereits am Nachmittag zu konsumieren. Wanda, die augenblicklich beste Wiener Band der Welt, verbreitet ihren eigenwilligen Musikentwurf zwischen Austropop, Italopop, Rock-'n'-Roll-Attitüde und einem Wiener Dialekt, der lässiger, authentischer und mitreißender nicht vorgetragen sein könnte.

Dass es sich hierbei um das augenblicklich heißeste Bandeisen weit und breit handelt, wissen auch die Macher des am Samstag zum 17. Mal stattfindenden Gürtel Nightwalk. Dort ist der Fünfer auf der Bühne vor dem Loop zu hören. Wobei der Weg zum Nightwalk nicht nur Wandas wegen lohnt.

Großer Pop von Dawa und kluger Krach von Bulbul ertönen vor dem Chelsea. Die Rhiz-Bühne bringt mit Ash My Love reduzierten Blues-Rock und in der Folge Post-Rock mit den großen Valina aus Linz. Wiens wiederbelebte Punkurgesteine Chuzpe lärmen beim Roten Bogen, als ob wir immer noch das Jahr 1977 schreiben würden. Auch bei ihnen geht es um Haltung. Heinz aus Wien spielen ebenso. (Johannes Luxner, DER STANDARD, 29.8.2014)