SP und Grüne haben sich zur Attraktivierung der S-Bahn für Pendler und den innerstädtischen Verkehr bekannt. Konkrete Verhandlungen mit den ÖBB gibt es aber laut den Grünen noch keine.

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Wien - Seit einem halben Jahr tüftelt die rot-grüne Wiener Stadtregierung mit Verkehrsexperten an einem neuen Mobilitätskonzept, das den Anforderungen der wachsenden Stadt gerecht werden - und Autofahrer, Öffi-Nutzer, Radler wie Fußgänger zufriedenstellen - soll. Dass man sich im Rathaus bei Verkehrsfragen gerne in die Haare gerät, bewies die Stadtregierung nicht zuletzt bei der Mariahilfer Straße. Auch bei der neuen Verkehrsstrategie ist noch kein Kompromiss ausverhandelt.

Laut STANDARD-Informationen spießt es sich etwa bei der Frage, welchen Stellenwert der Ausbau der S-Bahn bekommen soll. Die Grünen treten vehement für eine Verdichtung von Stammstrecken sowie den Ausbau von Linien ein. So soll etwa die Südbahn von Meidling bis Liesing oder die S45 entlang der Donau ausgebaut werden - und das besser heute als morgen.

Auch die SP ist für den Ausbau, passiert ist allerdings noch nichts. "Wir haben vier Jahre lang gewartet", sagt Rüdiger Maresch. Laut dem grünen Verkehrssprecher sollten sofort konkrete Verhandlungen mit den ÖBB aufgenommen werden. "Wir wollen, dass der vergleichsweise günstige S-Bahn-Ausbau konkret im Mobilitätskonzept verankert wird. Aber die SP bremst."

Lobautunnel als "Knackpunkt"

Bei einem anderen Streitpunkt bremsen die Grünen: der Zustimmung zur Verlängerung der Nordostumfahrung S1 für den motorisierten Verkehr inklusive Bau des Lobautunnels durch das Naturschutzgebiet. SP-Verkehrssprecher Gerhard Kubik sieht das Thema im STANDARD-Gespräch als "Knackpunkt" in möglichen Koalitionsgesprächen mit den Grünen nach der Wien-Wahl 2015.

Die Asfinag hat das Milliardenprojekt vorerst verschoben, als Baubeginn für den Tunnel wird frühestens 2018 angepeilt. Ob dieser Termin hält, ist in Zeiten leerer Kassen freilich fraglich.

Auch bei der Stadtstraße im 22. Bezirk, die die Seestadt Aspern an die A23 (Südosttangente) und die S1 anbinden soll, ist sich die Stadt uneins. Die SP forciert das Projekt, die Grünen wehren sich wegen des zu erwartenden Mehrverkehrs gegen eine S1-Anbindung.

Bei anderen Verkehrsfragen haben sich Rot und Grün schon geeinigt. Der Bau des U-Bahn-Linienkreuzes U2/U5 wurde bereits verkündet. Verhandlungen mit dem Bund, der die Hälfte der Kosten tragen soll, laufen. Der Ausbau der Straßenbahnlinien O (Erschließung Nordbahnhof) und D (bis Gudrunstraße) ist ebenfalls fixiert. "Der Spatenstich für den Ausbau der Linie O wird wohl noch vor der Wien-Wahl erfolgen", sagte SP-Verkehrssprecher Kubik.

Buskorridor am Wienerberg

Auf der weiteren Prioritätenliste steht etwa der Ausbau der Linie 67 (bis Siedlung Süd-Ost). Und am Wienerberg soll ab 2017 die Schaffung eines durchgehenden Buskorridors Verbesserungen für Öffi-Fahrgäste bringen. Mittelfristig soll dieser von einer Straßenbahnlinie 15 abgelöst werden.

Im Arbeitspapier für das Wiener "Fachkonzept Mobilität", das dem STANDARD vorliegt, wird auch der Ausbau von "Flaniermeilen" beschrieben: Innerhalb Wiens sollen wichtige Fußwege durch breitere Gehsteige, bessere Beleuchtung und Orientierungsleitstelen, auf denen auch Entfernungen zu wichtigen Punkten in der Nähe aufgeführt sind, attraktiviert werden. Insgesamt sind sieben solcher Flaniermeilen geplant, zwei sollen bis 2018 fertig sein.

Für Fahrradfahrer sind stadtquerende Langstrecken geplant, die an das Fahrradnetz in Niederösterreich angeschlossen werden. Damit sollen auch Pendler im Wiener Umland angesprochen und zum Umstieg auf Fahrrad und Öffis bewegt werden. (David Krutzler, DER STANDARD, 29.8.2014)