Eisenstadt - Familienstreitigkeiten gehören bei den Esterházys seit Jahren zur Tagesordnung. Viele davon werden vor Gericht ausgetragen. Das war auch der Grund, warum sich Paul Anton Esterházy und Michael Gröschl (Vorstand in der Stiftungsgruppe) am Donnerstag im Gericht in Eisenstadt gegenüber gesessen haben.

Die Sache, um die es geht, beschäftigt das Gericht schon seit Jahren: Stefan Ottrubay (Neffe der in der Nacht auf Donnerstag verstorbenen Melinda Esterházy, siehe Nachruf links) hat 2001 die Vorstandsfunktion der 1996 gegründeten Familienstiftung übernommen. Seither - so beklagt es die Familie Esterházy - sei den Familienmitgliedern sukzessive der Status auf Begünstigungen entzogen worden. Damit fallen nicht nur monatliche Apanagen aus der Stiftung weg - auch Kontrollrechte sind damit perdu.

Dieses Kontrollrecht zumindest will Paul Anton Esterházy wieder erlangen. Ums Geld gehe es ihm nicht, sagte er am Donnerstag im Gerichtssaal B in Eisenstadt.

Zahlungen 2009 gestoppt

Diese Fehde läuft, seit 2009 die Zahlungen aus der Stiftung an Paul Anton Esterházy gestoppt wurden. Zu diesem Zeitpunkt habe er auch erfahren, dass er seit 2007 nicht mehr als Begünstigter gegolten habe. Warum das passiert sei, wo das schriftlich festgehalten wurde und warum es bis 2009 noch Zahlungen gegeben hat, versucht Esterházy seither zu ergründen. Sein Anwalt, Maximilian Schaffgotsch, forderte vor Gericht, endlich Einblick in Stiftungsdokumente zu erhalten.

Schaffgotsch selbst brachte am Donnerstag neue Schriftsätze ein. Darin enthalten seien Dokumente aus einem ähnlichen Verfahren, das in München derzeit durch die Instanzen geht. Dort soll Ottrubay Zusatzurkunden zur Stiftung vorgelegt haben, die Schaffgotsch nun in das Verfahren in Eisenstadt eingebracht hat. Demnach soll es Papiere geben, in denen festgehalten worden sein soll, dass Apanagen an Paul Esterházy sistiert und nicht aberkannt worden seien.

Rechtskräftig geklärt

Armenak Utudjian, Anwalt der Gegenseite, wollte die Vorlage der Unterlagen auf Nachfrage des STANDARD nicht kommentieren. Ein Ende der Streitigkeiten ist jedenfalls nicht Sicht. Auch die Richterin prallte mit der Nachfrage nach einer Einigung ab.

Stefan Ottrubay war für den STANDARD nicht zu erreichen. In früheren Stellungnahmen reagierte er gelassen auf die Vorwürfe. Die Gerichte hätten bisher alle Anträge abgewiesen, hieß es kürzlich.

Die wirtschaftliche Situation der Stiftung gebe Anlass zur Sorge, sagte Paul Esterházy nach der Verhandlung zum Standard. Daher wolle man Einblick gewinnen. Die Frage, die Paul Esterházy nicht mehr beantwortet bekommt: Sind die Entwicklungen der Stiftung wirklich im Sinne von Melinda Esterházy? (Bettina Pfluger, DER STANDARD, 29.8.2014)