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Melinda Esterházy, Witwe des letzten Fürsten Paul V. Esterházy, zog sich im Jahr 2002 ins Privatleben zurück.

Foto: APA / Esterházy Betriebe GmbH

Wien - Melinda Fürstin Esterházy de Galántha hatte ein bewegtes Leben. Schon als Kind liebte die Ungarin das Tanzen. Diese Leidenschaft machte sie auch zu ihrem Beruf. Aufgrund ihrer guten Schulerfolge durfte die gebürtige Melinda Ottrubay Ballettstunden nehmen und ging nach der Matura an die Budapester Oper, wo sie mit 24 Jahren zur Primaballerina Assoluta (beste Tänzerin ihrer Zeit, Anm.) der Budapester Oper ernannt wurde. Im Jahr 1946 heiratete die Tänzerin den um fast 20 Jahre älteren Paul V. Fürst Esterházy de Galántha. Damit begann eine harte Bewährungsprobe für das Paar.

Paul Esterházy wurde nur zwei Jahre nach der Eheschließung von den Kommunisten zu 15 Jahren Haft verurteilt und verlor seinen Besitz in Ungarn. Bis zur gemeinsamen Flucht 1956 lebte Melinda Esterházy im Untergrund. Danach wählte das Paar Zürich zu seinem neuen Wohnsitz. Nach dem Abzug der Sowjets in Österreich wurden Esterházy die Ländereien im Burgenland rückerstattet. Das Paar blieb kinderlos. Als der Fürst 1989 in seinem Exil starb, wurde seine Witwe zur Alleinerbin. Zum Besitz der Familie gehören Ländereien, Schlösser, Immobilien sowie Teile des Neusiedler Sees. Melinda Esterházy leitete eine Renaissance der Domäne Esterházy ein. Die Domäne gilt mit 44.000 Hektar Land als größter privater Grundbesitz Österreichs.

1991 brachte sie das Familienvermögen in Privatstiftungen ein. Mit Gründung der Managementgesellschaft Esterhazy Betriebe GmbH im Jahre 2002 übernahm ihr Neffe Stefan Ottrubay die Leitung des Familienvermögens. Mit dem Rückzug ins Privatleben von Melinda Esterházy tauchten auch Gerüchte auf, wonach die Grundstücksbesitzerin vom Neffen versteckt gehalten würde. Sogar die Staatsanwaltschaft ermittelte.

Paul Anton Esterházy beschreibt seine Tante als "beeindruckende Frau". Die zum Teil lebensbedrohlichen Situationen in ihrem Leben habe sie "mit Haltung bewältigt". Dafür habe er seine Tante bewundert. Melinda Esterházy sei ein "großmütiger und liebevoller Mensch gewesen, den wir nun verloren haben", sagt Paul Esterházy. (bpf, DER STANDARD, 29.8.2014)