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In manchen Berufen können bereits einfache Brüche die Ausübung erschweren. Auf dem Archivbild wird im Lorenz Boehler Unfallkrankenhaus ein Gips angelegt.

Foto: APA/Barbara Gindl

Wien - Wer seinen Job nicht mehr ausüben kann, kommt schnell in die Bredouille. Job weg, Geld weg - das kann einen Teufelskreis auslösen. Die Versicherungsbranche versucht seit Jahren, dieses Risiko mit den Berufsunfähigkeitsversicherungen abzusichern. Doch diese Produkte zählen hierzulande noch immer zu den Exoten: Von 4,1 Millionen Erwerbstätigen sind laut Schätzungen des Vereins für Konsumenteninformation (VKI) nur etwa 100.000 gegen eine Berufsunfähigkeit versichert.

Zum Vergleich: 2013 gab es österreichweit 2.448.539 Kfz-Kasko-Verträge. Ein Grund für das Manko beim Berufsthema könnten die stark schwankenden Prämien der Anbieter sein, heißt es.

Wie hoch die Unterschiede der Assekuranzen sind, zeigt nun eine Untersuchung des VKI im Juni, für die bei elf Versicherungen Angebote eingeholt wurden. Fazit: Differenzen von mehreren hundert Euro im Jahr sind üblich.

So müsste etwa ein 25-jähriger Bäcker für eine Monatsrente von 1000 Euro bis zum 65. Lebensjahr bei der Donau Versicherung jährlich 859 Euro bezahlen. Bei der Nürnberger Versicherung dagegen wären es 2119 Euro - also mehr als das Doppelte. Auch für andere Berufsgruppen ergab die Erhebung klare Preisunterschiede: Für einen Verkäufer lag die günstigste Variante bei 532 Euro, beim teuersten Anbieter käme eine Jahresprämie von 1070 Euro auf den Verkäufer zu.

Prämie steigt mit Risiko

Generell hält der VKI fest: Je mehr Risiko im Beruf und je höher das Einstiegsalter, desto teurer die Prämie. Wer einen Vertrag in Erwägung zieht, sollte daher auf jeden Fall möglichst viele verschiedene Anbieter vergleichen, um die für die eigene Berufsgruppe günstigsten Konditionen ausfindig zu machen. "Gerade bei der Absicherung der Arbeitskraft raten wir, professionelle Beratung in Anspruch zu nehmen", sagt VKI-Expertin Gabi Kreindl.

Was die Höhe der Prämie verändert, ist auch die Zahlungsweise. Monatliche, halb- oder vierteljährliche Zahlungen können ungleich teurer ausfallen als eine Überweisung nur einmal im Jahr, hält der VKI fest.

Abgesehen von der Prämienhöhe müsse das Gesamtpaket für einen Kunden stimmen und möglichst gut an die individuellen Bedürfnisse angepasst sein. "Das kann auch bedeuten, dass nur bestimmte Kernzeiten versichert werden", erklärt Kreindl. "Etwa die Zeit zwischen 30 und 55 Jahren, wenn die Kinder noch klein sind und eine Berufsunfähigkeit die Familie besonders hart treffen würde." Auch durch niedriger angesetzte Renten lässt sich die Prämie reduzieren. "Tritt der Ernstfall ein, müsste dann zwar der Lebensstandard gesenkt werden, aber die ausgezahlte Summe helfe, die dringendsten finanziellen Probleme zu lösen."

Um einen Überblick über die persönliche Lage zu bekommen, rät der VKI auch, sich zu informieren, wie hoch im Ernstfall die Leistungen aus der Sozialversicherung wären.

In einem Vertrag sollten jedenfalls eine Nachversicherungsgarantie sowie die sofortige Anerkennung der Berufsunfähigkeit enthalten sein. Eine Arztanordnungsklausel, die zur Behandlung bei einem vorgeschriebenen Arzt verzichtet, sollte hingegen nicht in dem Dokument stehen. (bpf, DER STANDARD, 29.8.2014)