Wien/Stockholm/Berlin - In Österreich gehört das Recht auf Arbeit für Asylwerber zu den zentralen Forderungen im Flüchtlingsbereich. Doch im Sozialministerium schließt man einen großzügigeren Zugang Schutzsuchender zum Arbeitsmarkt - also zu angemeldeten, unselbstständigen Tätigkeiten - strikt aus: "Wir sind für die Aufrechterhaltung des Status quo", sagt ein Sprecher. Anderslautende Impulse, etwa aus einer SPÖ-internen Arbeitsgruppe im Jahr 2013, scheinen vergessen.
Damit verharre Österreich bis auf weiteres bei seiner im EU-Vergleich "besonders restriktiven, unflexiblen und unpragmatischen Regelung", kritisiert Herbert Langthaler von der Asylkoordination. Der laut Ausländerbeschäftigungsgesetz bestehenden Möglichkeit, bereits drei Monate nach dem Asylantrag eine Arbeitsbewilligung zu erhalten, stehen die Bestimmungen eines Erlasses des Arbeitsministeriums aus dem Jahr 2004 gegenüber. Er beschränkt Asylwerberjobs auf Saisonarbeiten im Fremdenverkehr und in der Landwirtschaft.
Schweden: viele inoffizielle Jobs
Zu einer Regelung wie in Schweden steht das in krassem Gegensatz: In dem, was den Arbeitsmarktzugang für Asylwerber betrifft, EU-weit liberalsten Land müssen Schutzsuchende überhaupt nicht warten. Sobald ihr Asylantrag zugelassen wurde, können sie sich ganz offiziell einen Arbeitsplatz suchen. Auch Schulungsangebote des Arbeitsmarktservice stehen ihnen offen. Dass die Arbeitslosenrate unter Asylwerbern in Schweden trotzdem hoch ist, erklären Experten mit dem Umstand, dass es viele inoffizielle Jobs in den Einwanderercommunitys gebe.
In Deutschland dürfen Asylwerber neun Monate nach ihrem Antrag arbeiten, jedoch nur in Jobs, für die es, geprüft, weder deutsche noch aus der EU stammende noch bevorzugte drittstaatsangehörige Bewerber gibt.
Deutschland: als Fachkräfte attraktiv
In einzelnen Bundesländern setzt man nun aber verstärkt auf Ausbildung. Das diesbezügliche Projekt Xenos will zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: Die Schutzsuchenden sollen an den offiziellen Arbeitsmarkt herangeführt werden, und man will Fachkräfte schulen, an denen es mangelt. Den Asylwerbern, so Karl Kopp von der NGO Pro Asyl, winke so "Unabhängigkeit von der staatlichen Flüchtlingsversorgung. Dem Image von Schutzsuchenden tut das sehr gut." (Irene Brickner, DER STANDARD, 30.8.2014)