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Produzent Ulrich Seidl, Schauspielerin Susanne Wuest, die Regisseure Severin Fiala und Veronika Franz (hinten, von links) und die Hauptdarsteller Lukas und Elias Schwarz in Venedig.

Foto: EPA/ETTORE FERRARI

Nicht wenige Spielfilme im heurigen Programm nehmen Bezug aufs Schaugeschäft oder auf die Geschichte des Kinos: Schauspieler hadern mit Schaffenskrisen. Ein geborener Clown entführt den Sarg von Charlie Chaplin. Ein Regisseur schaut sich bei einer Screwball Comedy eine Verführungsroutine ab, mit der er dann jahrelang erfolgreich ist.

Mit der Filmgeschichte als Referenzpunkt - und mit der Wahrnehmung von Figuren und Publikum - spielt auch "Ich seh Ich seh", das Spielfilmdebüt des Autoren- und Regieduos Veronika Franz und Severin Fiala. Ein Paar Zwillingsbuben (Lukas und Elias Schwarz) streift anfangs noch spielend durch Feld und Wald. Es ist Sommer, die Mutter der beiden (Susanne Wuest) kehrt aus dem Spital ins abgelegene Einfamilienhaus zurück. Ihr Kopf und Gesicht sind einbandagiert, sie ist leicht reizbar.

Szene aus "Ich seh Ich seh"
Foto: La Biennale

Die Buben hegen den Verdacht, dass die Frau eine Fremde ist. Es gibt Indizien dafür. Aber ebenso Zeichen, die darauf hindeuten, dass die Kinder ein Geheimnis haben. Daraus entwickelt sich ein Machtkampf, der sich bald aufs Haus konzentriert und mit unterschiedlichsten Mitteln ausgetragen wird.

"Ich seh Ich seh", der heißt wie ein altes Kinderspiel, ist auch als Genrefilm darauf angelegt, dass man nie sicher sein kann, was man hier jetzt eigentlich sieht: Er beginnt als Psychothriller und Mindgame-Movie. Er variiert das Doppelgängermotiv gleich doppelt, er arbeitet "haunted house" und weitere Horror-Motive durch.

Szene aus "Ich seh Ich seh"
Foto: La Biennale

Stilmittel wechseln von sanfter Beunruhigung und klassischem Suspense bis zum unmittelbar blutigen Schrecken. Ein in jeder Hinsicht sorgfältig dosierter, aber auch ein kühler Film, der bei der Premiere Applaus erntete. (Isabella Reicher aus Venedig, derStandard.at, 30.8.2014)