Hyderabad - Von den indischen Männern erhielten sie kaum Hilfe. Also beschloss eine Gruppe Unternehmerinnen vor 20 Jahren, in Hyderabad selbst ein Gewerbegebiet aufzubauen. Heute blüht das steinige Land.

Am Eingang des Gewerbegebiets steht die Statue eines Gottes mit Elefantenkopf. Ganesha ist der Gott der Anfänge und der Beseitiger von Hindernissen. Auf dem steinigen, staubigen Flecken Erde ganz am hintersten Rand von Hyderabad in Indien hat Ganesha offensichtlich gute Dienste geleistet: Der Aleap-Industriepark, der erste von Frauen gegründete und verwaltete Gewerbepark in Indien, floriert.

124 Unternehmerinnen haben sich mit ihren meist Kleinst- oder Kleingewerben dort angesiedelt. Die Palette reicht von Lebensmittel- und Verpackungsindustrie über Pharmazie und Biotechnologie bis hin zu Elektronik- und Baumaterialfirmen. "Wir stellen den Frauen Elektrizität und Wasser, schulen sie in Betriebswirtschaft und Finanzbuchhaltung, helfen ihnen beim Marketing und geben ihnen Kredite", erläutert Rama Devi, Präsidentin von Aleap, der Vereinigung der Lady-Unternehmerinnen von Andrah Pradesh.

Feuer im Bauch

"Die meisten, die zu uns kommen, haben am Anfang nur Feuer im Bauch, aber keine Ahnung, was sie genau tun wollen", sagt Devi. Das ging auch ihr und ein paar Mitstreiterinnen bei der Gründung des Industrieparks vor mehr als zwanzig Jahren so. Sie hatten kaum Erfahrung und noch weniger Geld oder Unterstützung. Doch das, sagt A. Durga Bhavani, habe sie nicht abgehalten. "Eine südindische Frau braucht keine Genehmigung von ihrem Ehemann. Wir fällen eine Entscheidung, und dann geht's los."

Am Anfang habe niemand an sie geglaubt, sagt Dieter Mutz, der das deutsch-indische Umweltprogramm der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) leitet und seit Jahren mit den Unternehmerinnen arbeitet. "Der Minister gab den Frauen damals das bare Land nach dem Motto: "Ihr schafft das eh nicht."" Den Unternehmerinnen aber gelang es, die Steinwüste mit Straßen und Strom zu erschließen. "Das sind unglaublich zähe, visionäre Frauen, echte Pioniere", meint Mutz.

Heute stehen auf dem Gelände auch ein Ausbildungszentrum, Konferenzräume und ein Kindergarten. In einem der Fabrikhäuser arbeitet, in einen eleganten Sari gekleidet, die Farbenproduzentin Kavitha Batulla. In ihrem ersten Leben studierte sie Recht, arbeitete dann in einer Internetfirma. "Doch ich hatte immer das Verlangen, selbst 10 bis 15 Familien Arbeit zu geben", sagt sie. Mit der Hilfe von Aleap gründete sie 2001 ihre eigene Firma für Spezialfarben. "Heute motiviere ich andere hier und bin Mentor."

Männliche Unterstützung

Zu den Küken auf dem Gelände gehören Sireesha Vasireddy (28) und Jonnalagadda Madhavi (36). Sie lassen umweltfreundlich produziertes Papier zu Taschen für Boutiquen, Schulen oder Shopping Malls falten. "Als wir Kinder bekamen, mussten wir beide Zuhause bleiben, aber das gefiel uns gar nicht", sagt Vasireddy. Heute sei es so, dass ihre Ehemänner die Kinder am Abend aus dem Kindergarten holten, wenn es bei ihnen mal wieder länger dauere.

Weil der Industriepark im Norden Hyderabads so aufblühte, eröffnete Aleap im mehrere Autostunden entfernten Surampalli einen weiteren Unternehmerinnen-Park. Nun wird zusammen mit der GIZ im nahe gelegenen Nandigama sogar ein umweltfreundlicher Park entwickelt, der schadstofffrei und solarbetrieben betrieben werden soll. "Das wird das erste grüne Industriegebiet Indiens", freut sich Aleap-Präsidentin Devi. (APA, 31.8.2014)