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Seit dem 5. August kann man Anträge auf eine eingetragene Partnerschaft stellen.

Foto: AP/Solic

Zagreb/Sarajevo - Eine Mittagspause reichte aus, dass die Liebe so richtig ausbrach. Ivo und Marko trafen sich bereits am Tag, nachdem sie sich auf einer Internet-Dating-Seite kennengelernt hatten. Und dann sahen sie sich aus den Augenwinkeln neugierig an, während sie Pizzaecken schmausten und in Zagreb herumspazierten. "Einige Monate später sind wir in eine gemeinsame Wohnung gezogen. Für mich war es das erste Mal, dass ich mit meinem Freund zusammenlebte", erzählt Ivo. Die beiden begannen bald, über ihre Zukunft zu sprechen. "Wir hatten dieselben Ansichten, wir wollten vor dem Gesetz als Paar anerkannt und als Familie behandelt werden."

Für die Lesben- und Schwulencommunity in Kroatien war das Referendum gegen die Homo-Ehe, das im Vorjahr von kirchennahen Kreisen organisiert wurde, ein schwerer Rückschlag. Doch Mitte Juli trat nun ein Gesetz in Kraft, dass die eingetragene Partnerschaft ermöglicht. In den kommenden Tagen werden die ersten kroatischen Homosexuellen dies nutzen. Es sind einige Partys zu erwarten. Seit dem 5. August kann man Anträge stellen, das Prozedere dauert etwa einen Monat. Das erste Pärchen soll sich diese Woche in Istrien das Jawort geben.

Die EU machte es möglich

Kroatien ist damit das zweite Land in der Region, nach Slowenien, das das Rechtsinstitut einführt. In Südosteuropa, wo Homophobie noch Alltag ist, ist das revolutionär und wäre wohl ohne EU-Beitritt unmöglich gewesen. "Das Gesetz bringt uns mehr Sicherheit, wenn es um soziale Belange, Gesundheit und Beschäftigung und andere Aspekte geht, die heterosexuelle Paare für selbstverständlich halten." Änderungen wird es auch für kroatische Homosexuelle geben, die mit Ausländern zusammen sind, etwa mit Serben oder Bosniern, was oft der Fall ist. Diese bekommen nach der Verpartnerung nun Aufenthaltsrecht in Kroatien. Bisher konnten sie nur als Touristen bleiben.

Wie in Dänemark und in Luxemburg können sich auch ausländische Paare in Kroatien verpartnern. Und obwohl dies in ihren eigenen Staaten nicht anerkannt werden wird, ist damit zu rechnen, dass Schwule und Lesben aus der Region kommen werden, um in Kroatien wenigstens eine nette Feier zu machen. In Mazedonien will die Regierung übrigens die Ehe als exklusives Recht zwischen Mann und Frau in der Verfassung verankern.

Kroatien als Hochzeitsland

Nicht alle in Kroatien sind mit dem Gesetz einverstanden. Die Initiative "Im Namen der Familie", die sich immer mehr in die Tagespolitik einmischt, hat beim Rat für elektronische Medien eine Beschwerde eingelegt, dass Medien im Zusammenhang mit dem Gesetz nicht den Begriff "Homo-Ehe" verwenden, weil sie damit bereits die Ehe als gefährdet erachten. Die Beschwerde wurde allerdings zurückgewiesen.

Ivo und Marko werden sich kommenden Frühling das Jawort geben. Gleich nach Beschluss des Gesetzes, "nach der Feier dieses historischen Moments haben wir uns einander versprochen", erzählt Ivo. "Wir erwarten an unserem Hochzeitstag viel Spaß und die Freunde und die Familie mit uns." (Adelheid Wölfl, DER STANDARD, 1.9.2014)