Ende April ging der Immobilienkonzern Buwog nach der Abspaltung von der Immofinanz an die Börse. Nun wurde die erste Pro-forma-Bilanz präsentiert, in der die Zahlen so dargestellt werden, als hätte die Gruppe schon ein ganzes Geschäftsjahr bestanden. In dieser Bilanz wird ein Pro-forma-Konzernergebnis von 111,8 Millionen Euro ausgewiesen. Stärkster Geschäftsbereich war das Asset Management mit einem Gewinnbeitrag von 75,9 Millionen Euro, vor dem Bereich Property Sales (34,0 Millionen) und Property Development (4,9 Millionen).
Knapp 53.000 Wohnungen
Nach der jüngst vollzogenen Übernahme von 18.000 Wohnungen der deutschen DGAG hat der österreichisch-deutsche Wohnungskonzern insgesamt 52.718 Wohnungen im Bestand. Die knappe Mehrheit davon befindet sich in Deutschland, wo man insbesondere auf Berlin sowie den Nordwesten setzt. "Zwischen Kassel und Kiel" seien deshalb auch weitere kleinere Zukäufe geplant, sagte Vorstandschef Daniel Riedl am Montag auf einer Pressekonferenz mit Finanzvorstand Ronald Roos in Wien.
Bei den Nachbarn ist auch etwas mehr zu verdienen: Aus den 26.468 deutschen Wohneinheiten lukriert die Buwog 102 Millionen Euro an Netto-Kaltmiete (von insgesamt 195 Millionen), was einer Nettorendite von 7,6 Prozent entsprach. Die 26.250 österreichischen Wohnungen spülen Mieterträge von 93 Millionen Euro in die Kassen (Nettorendite 4,4 Prozent) – dies, obwohl die Gesamtnutzfläche in Österreich mit 2,012 Millionen Quadratmetern deutlich über jener in Deutschland liegt (1,647 Mio. m²).
"Brauchen den Leerstand" in Österreich
Allerdings ist auch die Leerstandsrate in Österreich deutlich höher: Der heimische Bestand steht zu fünf Prozent, der deutsche nur zu 2,9 Prozent leer.
Riedls Erklärung dazu: "Wir brauchen leere Wohnungen, denn die Wohnungen, die wir verkaufen, sind in aller Regel leer." Schließlich will die Buwog in Österreich weiterhin den Bestand eher reduzieren als aufstocken - weil einerseits in Wien für Zukäufe "generell wenig am Markt" sei (Riedl), andererseits auch kaum Baugründe zu bekommen seien. "Über eine Abgabe auf nicht bebaute gewidmete Grundstücke würden wir uns deshalb sogar freuen", sagte Riedl.
Verkäufe in Österreich
Im vergangenen Geschäftsjahr wurden in Österreich insgesamt 2.292 Wohneinheiten verkauft, davon 553 im Einzelverkauf sowie 1.739 im sogenannten "Blockverkauf". Im Einzelverkauf konnte dabei im Schnitt ein um 54 Prozent über dem Verkehrswert liegender Preis erzielt werden, im Blockverkauf betrug die durchschnittliche Marge elf Prozent.
Beim Asset Management ist das Ziel der Buwog, dass die eigenen Objekte auch selbst verwaltet sind. In Österreich wurde bekanntlich erst im heurigen Frühjahr das Eigenverwaltungs- vom Fremdverwaltunggeschäft abgespalten (und Zweiteres an EHL verkauft), in Deutschland sollen aber auch weiterhin fremde Objekte verwaltet werden.
Dicke Projekt-Pipeline
Das Development-Geschäft der Buwog spielt sich ausschließlich in Wien und Berlin ab, wobei geplant ist, die Präsenz in der deutschen Hauptstadt auszubauen. Denn auch wenn in Berlin nun das riesige Gelände des ehemaligen Flughafens Tempelhof doch nicht bebaut wird (die entsprechende Volksabstimmung ging bekanntlich negativ aus), so seien doch an der Spree Grundstücke wesentlich leichter zu bekommen, so Riedl. Aktuell hat man Projekte mit einem Gesamtinvestitionsvolumen von rund 1,5 Milliarden Euro in der Pipeline, und noch hat Wien mit zwei Dritteln klar die Oberhand - was sich aber demnächst ändern wird: 655 Einheiten hat man in Wien im Bau, in Berlin sind 770 Einheiten bereits in Bau oder Bauvorbereitung.
Dividende von 69 Cent je Aktie
Auf Basis der Geschäftszahlen schlägt der Vorstand eine Dividende von 0,69 Euro je Aktie vor, Zahltag wäre der 23. Oktober. Für österreichische Altaktionäre ist diese Ausschüttung übrigens KESt-frei, weil sie als Einlagenrückzahlung ausbezahlt wird. "Fünf bis zehn Jahre" werde man dies noch beibehalten können, kündigte Riedl am Montag an. Ebenfalls beibehalten wird die Notierung an der Warschauer Börse (neben Wien und Frankfurt), weil polnische Pensionsfonds nur dort investieren dürfen. (Martin Putschögl, derStandard.at, 1.9.2014)