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Der Zusammenhang ist eindeutig: Je früher man raucht, umso früher droht der Herzinfarkt.

Foto: AP Photo/Daniel Ochoa de Olza

Barcelona/Berlin - Mehr als drei Viertel der Menschen, die bereits vor ihrem 55. Lebensjahr einen Herzinfarkt erlitten, waren Raucher. Das zeigt eine aktuelle Auswertung von Daten aus dem Berliner Herzinfarktregister, die jetzt beim Europäischen Kardiologenkongress (bis 3. September) in Barcelona präsentiert worden sind.

"Unseren Daten zufolge ist Rauchen der wichtigste Risikofaktor für einen frühen Herzinfarkt", so Studienautor Heinz Theres (Charite Berlin). "Seit 1999 ist der Anteil der Raucher bei Herzinfarktpatienten unter 55 Jahren nicht zurückgegangen."

6.000 Herzinfarkt-Patienten untersucht

Für die Untersuchung, die auf den Daten des seit 1999 bestehenden Berliner Herzinfarkt-Registers beruht, wurden für insgesamt mehr als 6.000 Herzinfarkt-Patienten drei wesentliche kardiale Risikofaktoren (Rauchen, Bluthochdruck und ungünstige Blutfettwerte) in ein Verhältnis zum Alter gesetzt. Bei den Personen, die bereits vor dem 55. Lebensjahr einen Herzinfarkt erlitten haben, waren 76 Prozent Raucher. 94 Prozent wiesen zumindest einen der drei Haupt-Risikofaktoren auf.

Das Rauchverhalten einer weit jüngeren Altersgruppe, nämlich Jugendliche ab 13 (Durchschnittsalter 17 Jahre), wurde im Rahmen einer Schweizer Studie erhoben. Gemessen wurden bei den Jugendlichen auch der Blutdruck sowie verschiedene Parameter für die Gefäßfunktion. 14 Prozent der Jugendlichen rauchten zumindest einmal wöchentlich, mehr als die Hälfte ihrer Eltern rauchte (28 Prozent) oder hatte geraucht (25 Prozent).

Frühe Veränderung der Gefäßfunktionalität

Diese Untersuchung zeigte einen deutlichen Zusammenhang zwischen dem Rauchen und einer Beeinträchtigung der Gefäßfunktion. "Die Analysen bestätigen die Hypothese einer frühen Veränderung der Gefäßfunktionalität durch aktives Rauchen im Jugendalter unabhängig vom elterlichen Rauchverhalten", so Julia Dratva vom Schweizer Tropen- und Public Health-Institut in Basel.

"Diese Daten suggerieren einmal mehr eine langfristige Bedeutung des jugendlichen Rauchens für die Gefäßgesundheit und unterstreichen die Notwendigkeit einer frühen Prävention von Rauchen in Kindheit und Jugend", so der Wiener Kardiologe Franz Weidinger (KH Rudolfstiftung), Präsident der Österreichischen Kardiologengesellschaft.

Weidinger ist strikt für die Verschärfung der gesetzlichen Regelungen: "Wir brauchen in Österreich neben angemessenen präventiven Maßnahmen auch einen ordentlichen Nichtraucherschutz mit entsprechender gesetzlicher Absicherung. Die in Österreich noch immer bestehende Kluft zwischen den wissenschaftlich abgesicherten Erkenntnissen über die Schädlichkeit des Rauchens und der diesbezüglichen Gesetzeslage ist aus medizinischer Sicht inakzeptabel."

Gesundheitspolitisch höchst bedenklich sei auch das Ergebnis der erst vor kurzem publizierten europäischen Tabak-Kontroll-Skala 2013, wonach Österreich unter den befragten 34 Ländern den letzten Platz einnimmt. Diese Skala beruht auf einer Beurteilung der Länder nach konkreten Maßnahmen zur Verringerung des Tabakkonsums. Der Kardiologe: "Diese Ergebnisse unterstreichen den hohen Handlungsbedarf durch die österreichische Politik." (APA, 02.09.2014)