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Hans Peter Haselsteiner kauft die Sammlung Essl.

Foto: APA/HANS KLAUS TECHT

So richtige Trauer kann er nicht empfinden, dass er nicht Finanzminister wurde. "Dann hätte ich jetzt viel weniger Zeit", meinte Neos-Spender und Minister-Aspirant Hans Peter Haselsteiner zu Jahresbeginn nach der Einigung auf eine neue SP-VP-Koalition. Fad ist ihm seither dennoch nicht geworden, auch wenn der gebürtige Tiroler die Führung des Baukonzerns Strabag zurückgelegt hat.

Kunst, Politik, Wirtschaft und soziales Engagement halten den Vater dreier ehelicher und eines unehelichen Sohnes auf Trab. Mit dem Kauf der Sammlung Essl setzt der Langzeit-Mäzen mit Sicherheit keinen Schlussstein auf sein Lebenswerk, das schwerer wiegt als das vom Trend errechnete Vermögen von 1,2 Milliarden Euro. Eine Weichenstellung war dabei die Ehe des Steuerberaters mit Ulrike Lerchbaumer, die ihm den Einstieg in die später auf Ilbau umgetaufte Baufirma ermöglichte.

Den Aufstieg zur Bau Holding und später Strabag schaffte Haselsteiner großteils aus eigener Kraft, wenngleich der Beistand von Partner Raiffeisen nicht unbedeutend war. Später wurde auch noch der Oligarch Oleg Deripaska als Großaktionär in den Konzern geholt, um die bis heute nur spärlich aufgegangenen Russland-Expansionspläne voranzutreiben.

Haselsteiner verstand es zeit seines Lebens, neben der Bauwirtschaft private Wirtschaftsaktivitäten zu verfolgen. Ein kleiner Auszug: Die Bank Semper Constantia, der Immobilienkonzern Conwert, Westbahn, Skigebiete, Hotels und Thermen zählen ebenso zu seinem Imperium wie das Festspielhaus Erl.

Politisch war Haselsteiner trotz liberaler Grundausrichtung stets ein Mehrkämpfer. Nach seinem Einsatz im Nationalrat für das Liberale Forum gab es Wahlempfehlungen für Alfred Gusenbauers SPÖ, in Tirol unterstützte er VP-Chef Günther Platter, und finanziell bekam auch die BZÖ-Agentur Orange etwas ab. Und eben die Neos.

Das politische Netzwerk nutzte der Freimaurer auch privat, beispielsweise mit der Bestellung des roten Ex-Kanzlers in die Familienstiftung und an die Aufsichtsratsspitze der Strabag. Heuer wurde der allseits als HPH Bekannte 70, zur Ruhe kommt der charmante bis cholerische, stets braungebrannte Tycoon dennoch nicht. Das liegt nicht nur an Sammlung Essl und unternehmerischen Tätigkeiten, sondern auch an vielen anderen Vorlieben - von Richard Wagner bis Heliskiing. Für ein Ministeramt bliebe da nach wie vor keine Zeit. (Andreas Schnauder, DER STANDARD, 3.9.2014)