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Die Krise wirft ihren Schatten auf die Arbeitsmärkte. Vor allem die hohe Zahl an Langzeitarbeitslosen bereitet der OECD Kopfschmerzen.
Paris - Die Eurozone ist seit dem Ausbruch der Krise so etwas wie der Verlierer des Globus. Die Arbeitslosigkeit ist viel stärker gestiegen als in den anderen Regionen und fiel bisher auch langsamer. Jetzt hat es die Region zumindest auf Durchschnittstempo geschafft. Bis zum Ende des nächsten Jahres soll die Arbeitslosenrate im Vergleich zu Ende 2013 um 0,6 Prozentpunkte auf 11,2 Prozent fallen. Das zeigt der neue Arbeitsmarktausblick der OECD, einer von Industrieländern finanzierten Denkfabrik.
Damit liegt die Eurozone im OECD-Schnitt, der seine Arbeitslosenrate ebenfalls um 0,6 Prozentpunkte auf 7,1 Prozent abbauen soll. "Selbst dann haben wir aber erst die Hälfte geschafft", sagt Angel Gurría, der Generalsekretär der OECD. Dem Mexikaner machen vor allem die Langzeitarbeitslosen Sorgen. Über 16 Millionen Menschen im OECD-Raum haben seit mehr als einem Jahr keinen Job mehr. Das ist im Schnitt einer von drei Arbeitslosen. "Das ist keine Narbe, sondern eine offene Wunde", sagt Gurría.
Nur auf Wirtschaftswachstum zu warten, sei zu wenig, schreibt die OECD im Bericht. Die Regierungen müssten ihren Fokus auf aktive Arbeitsmarktpolitik legen. Ansonsten laufe man Gefahr, dass Arbeitslose nicht mehr an Unternehmen vermittelbar seien.
Spanien etwas besser
In Griechenland sind zwei von drei Arbeitslosen schon über ein Jahr ohne Job. In Spanien einer von zwei. Diese beiden Länder bleiben auch die einzigen der 34 OECD-Länder mit einer Arbeitslosenrate von über 20 Prozent. So schnell wird sich daran auch nichts ändern.
Spanien baut die Arbeitslosigkeit laut OECD-Prognose bis zum nächsten Jahr zwar schneller ab, als alle anderen Länder. Dann wird die Arbeitslosigkeit aber immer noch 23,9 Prozent betragen. In Griechenland geht die Arbeitslosigkeit nur minimal zurück, die OECD erwartet 26,7 Prozent.
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"Die Aussichten sind düster", sagt Mikkel Barslund, Ökonom bei der Denkfabrik CEPS, im Gespräch mit dem Standard. Barslund sieht weder in Griechenland noch in Spanien eine rasche Besserung. "In Spanien müssen die vielen Bauarbeiter umgeschult werden. Das dauert", sagt er.
Auch Manuel Sanchis von der Uni Valencia ist alles andere als zuversichtlich. Es habe sich zwar die Flexibilität des spanischen Arbeitsmarktes erhöht. Die große Schwäche der Reformen sei aber, dass den Arbeitslosen nicht geholfen werde. In Spanien haben über 1,5 Millionen Menschen am Bau ihren Job verloren. Die Regierung unternehme nichts, um sie fit für neue Jobs zu machen, so Sanchis.
Spanien kämpft auch mit einem klassischen Insider-Outsider-Problem. Junge müssen sich mit befristeten Verträgen abfinden, Ältere sind oft nur schwer kündbar. Das sieht auch die OECD als Problem. Die Politik müsse die Nutzung von Zeitverträgen strenger regeln.
Schluss mit Lohnkürzungen
Was die Anpassungsprogramme in der Eurozone betrifft, findet die OECD klare Worte. Es müsse Schluss sein mit der Medizin sinkender Löhne. Durch sie konnten viele Kündigungen verhindert werden, sie seien künftig aber kontraproduktiv. Die Eurozone leide nämlich an einem Nachfragemangel, urteilt die Pariser Organisation. Es wird also zu wenig Geld ausgegeben. Kürze man die Löhne weiter, könnte daraus eine Abwärtsspirale entstehen.
Die Nachfrage anzukurbeln sei angesichts der schwachen Konjunktur eine der Prioritäten. Damit stellt sich die Organisation hinter EZB-Präsident Mario Draghi, der kürzlich eine Einbremsung des Sparkurses forderte.
Zum ersten Mal hat die OECD außerdem die Qualität von Jobs gemessen. Spanien und Griechenland gehören zum schlechtesten Drittel. Österreich schneidet mittelmäßig ab. Während das Land in puncto Arbeitssicherheit zu den Besten gehört, liegt es beim Arbeitsumfeld nur im unteren Mittelfeld. (sat, DER STANDARD, 4.9.2014)