Frankfurt - Urlaubsheimkehrer erwartet in Deutschland zum Ferienende ein Chaos: Nach den Piloten der Lufthansa streikten anschließend Bahn-Angestellte. Die Lokführergewerkschaft GDL rief für Samstagmorgen ab 6.00 Uhr zu einem dreistündigen Warnstreik auf. Bundesweit sollen Lokführer, Rangierführer und Zugbegleitpersonal im Personen- und Güterverkehr die Arbeit niederlegen. Getroffen waren damit auch Reisende im Rückreiseverkehr zum Ende der Schulferien in Hessen, Rheinland-Pfalz und dem Saarland. Die GDL fordert Lohnerhöhungen und Arbeitszeitverkürzungen nicht nur für die Lokführer, sondern auch für das Begleitpersonal.

Am Frankfurter Flughafen legten am Freitag ab 17.00 Uhr die Lufthansa-Piloten die Arbeit nieder. Das Unternehmen annullierte wegen des Ausstands gut 200 Verbindungen und damit jeden siebenten Flug für Freitag. Der Ansturm am Flughafen selbst hielt sich aber in Grenzen, die Schlangen vor den Check-in-Schaltern waren nicht länger als sonst. Mittlerweile hat die Lufthansa den Flugbetrieb wieder aufgenommen.

"14.000 Passagiere haben umgebucht", sagte Lufthansa-Topmanager Kay Kratky zu Reuters. Insgesamt verpassen wegen des sechsstündigen Streiks der Piloten 25.000 Menschen ihren Flug. Betroffen sind Verbindungen in Deutschland und Mittelstreckenflüge - Interkontinentalflüge heben planmäßig ab. "Am Samstag wird der Flugbetrieb wieder weitgehend normal laufen", sagte der Lufthansa-Manager.

Annäherung nicht in Sicht

Vor einer Woche traf der Ausstand bereits die Billigtochter Germanwings. Die 5.400 Flugzeugführer kämpfen für die Beibehaltung ihrer betriebsinternen Frührente - die Lufthansa-Spitze hält die Regelung auf Dauer hingegen für unbezahlbar. Eine Annäherung ist nicht in Sicht, weshalb die Piloten betonen, dass es nach dem Ausstand am Freitag jederzeit zu neuen Streiks kommen kann.

Kratky forderte die Piloten-Gewerkschaft Vereinigung Cockpit zu einer Rückkehr an den Verhandlungstisch auf. "Der nächste Schritt muss sein, dass wir wieder Gespräche aufnehmen."

Streik für Lufthansa zur Unzeit

Die Arbeitsniederlegung der Piloten kommt für die Lufthansa zur Unzeit, da der Konzern einen harten Sanierungskurs verfolgt. Die Kosten des neuen Streiks dürften Millionenhöhe erreichen, sagte eine Airline-Sprecherin. "In der Vergangenheit hat sich gezeigt, dass allein die Ankündigung eines Ausstands zu Buchungsrückgängen führt." Nach Schätzungen von Luftfahrt-Analyst Jürgen Pieper vom Bankhaus Metzler gehen der Lufthansa fünf Millionen Euro Betriebsgewinn verloren. Der Konzern will in diesem Jahr eine Milliarde Euro operativen Gewinn einfahren.

Im April hatte die Piloten-Gewerkschaft Vereinigung Cockpit die Lufthansa mit einem Streik drei Tage lang so gut wie lahmgelegt: 3.800 Flüge fielen aus, auch viele der lukrativen Langstreckenverbindungen. Die Gewinneinbußen für den Frankfurter Konzern beliefen sich damals auf insgesamt 60 Millionen Euro.

Cockpit kämpft in dem Tarifclinch für die Beibehaltung einer betriebsinternen Frührente. Die Lufthansa kündigte den entsprechenden Tarifvertrag Ende vorigen Jahres. Seinerzeit bereits angestellte Flugzeugführer erhalten noch bis 2016 unter den alten Bedingungen Frührente - Berufsanfänger hingegen gehen bis zur Einigung auf eine neue Regelung leer aus.

Cockpit pocht hingegen auf eine Gleichbehandlung von Jung und Alt und argumentiert, dass die langen Arbeitszeiten und Nachtflüge auf Dauer an der Gesundheit nagen. Bislang konnten die Piloten frühestens mit 55 Jahren das Steuer aus der Hand legen - durchschnittlich starten sie mit 59 Jahren in die Rente. Die Lufthansa will den Schnitt auf 61 Jahre erhöhen. (Reuters, 5.9.2014)