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Gordon Strachans Spieler sollen Deutschland furchtlos gegenübertreten.

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Am Sonntag beginnt die Qualifikation für die Fußball-EM 2016 in Frankreich. Sie könnte für die Top-Teams zu einer besseren Testphase werden. Denn nach der Aufstockung der Endrundenteilnehmer auf 24 wird 2016 in Frankreich fast die Hälfte aller 54-UEFA-Teams am Start sein. Selbst UEFA-Präsident Michel Platini, der Initiator der Veränderungen, kann Kritik am Format teilweise nachvollziehen.

"Die Qualität bei der Endrunde wird unter der Aufstockung nicht leiden. Wir haben in Europa 24 Mannschaften von mehr oder weniger gleichem Niveau", versicherte der Franzose, gab ab zu: "Das einzige kleinere Problem ist die Qualifikationsphase, weil es einige Partien von geringerer Bedeutung geben wird."

Die Ersten und Zweiten der neun Gruppen sowie der beste Dritte qualifizieren sich direkt für das Turnier. Die restlichen Gruppendritten haben in Play-off-Partien eine zweite Chance, sich das Ticket zu sichern

Deutschland und Portugal als Eröffnungskaliber

Mit Weltmeister Deutschland, der Schottland empfängt, und Portugal, das Albanien zu Gast hat, sind am Sonntag zum Start der EM-Qualifikation nur zwei der großen europäischen Teams im Einsatz. Es ist für beide ein recht sanfter Auftakt zur einer Qualifikation, in der man dank der Aufstockung der Endrundenteilnehmer auf 24 kaum Gefahr läuft, das Ticket zu verpassen.

Für die Schotten bietet somit der neue Modus in der Gruppe mit Deutschland, Polen, Irland, Georgien und Gibraltar die große Chance, sich erstmals seit der WM 1998 wieder für eine Endrunde zu qualifizieren. Auch wenn die Hoffnungen vor dem Duell mit dem Weltmeister am Sonntag (20.45 Uhr/live RTL) in Dortmund bescheiden sind.

Serien ohne Niederlage

Dank 6 Siegen in 12 Spielen der Ära Strachan (seit Jänner 2013), in der man seit einem Jahr ungeschlagen ist, geht Schottland immerhin mit neuem Selbstvertrauen in die Partie. "Ich habe nicht das Gefühl, dass meine Spieler Angst haben", sagte Strachan.

Dem deutschen 2:4 im Test gegen Argentinien am Mittwoch misst Strachan jedenfalls keine Bedeutung zu. "In einem Bewerbsspiel sind die Deutschen ein anderes Tier", meinte der 57-Jährige, "ich kann mich nicht erinnern, wann sie sich zum bisher letzten Mal nicht für irgendetwas qualifiziert haben." Tatsächlich ist die DFB-Auswahl seit 32 Qualifikationsspielen unter Löw sogar ungeschlagen.

Für die Deutschen ändert auch der Ausfall zahlreicher Topkräfte von Kapitän Bastian Schweinsteiger über Mesut Özil und Sami Khedira bis hin zum Lokalmatador Mats Hummels nichts an der Erwartungshaltung. "Wir wissen, auch wenn der eine oder andere fehlen wird, dass wir die Stärke und die Qualität haben, Schottland zu schlagen", betonte Löw. Das EM-Finale am 10. Juli 2016 hat der Weltmeister-Coach als das "nächste große Ziele" ausgerufen: "Die Reise beginnt schon mit dem Spiel gegen Schottland."

Portugal ohne Ronaldo

Für Portugal ist der Heimauftakt gegen Albanien die perfekte Gelegenheit, das Aus in der WM-Gruppenphase hinter Deutschland und den USA zu verarbeiten. Selbst das verletzungsbedingte Fehlen von Superstar Cristiano Ronaldo sowie Helder Postigas und Hugo Almeidas sollte der EM-Finalist 2004 verkraften können. Eder ist damit der einzige Stürmer, den Coach Paulo Bento in den Kader berief. Der Mann von Sporting Braga wartet noch auf sein erstes Tor in der Auswahl.

Als Kuriosum kann das Bewerbsdebüt von Gibraltar gelten. Die Amateure vom "Affenfelsen", die hauptberuflich bei der Polizei, der Feuerwehr oder in der Verwaltung arbeiten, treffen in der Deutschland-Gruppe am Sonntag auf Polen. Zwar ist der 1895 gegründete Fußballverband Gibraltars (GFA) einer der ältesten der Welt, die Partie ist aber das erste Match in einem offiziellen Wettbewerb. In den bisherigen fünf Länderspielen gab es einen Sieg gegen Malta, zwei Remis gegen die Slowakei und Estland sowie zwei Niederlagen gegen Estland und die Färöer.

Gibraltar, das seit 1713 zu Großbritannien gehört, hatte seit 1999 um die Aufnahme in die UEFA gekämpft. Das Vorhaben scheiterte lange Zeit am Widerstand Spaniens, das Ansprüche auf das Territorium erhebt. Im Mai 2013 wurde Gibraltar offiziell in die UEFA aufgenommen. Mit seinen knapp 30.000 Einwohnern ist es das kleinste UEFA-Mitglied, sogar noch etwas kleiner als San Marino. Und da das heimische Victoria-Stadion nicht UEFA-Standards entspricht, trägt Gibraltar seine Heimspiele bis zum Bau einer neuen Arena in Portugal an der Algarve-Küste aus. So auch gegen Polen. (APA, 5.9.2014)