Eine Nachricht mit zwei Fotos, die einen von irakischen Soldaten gefangen genommenen, angeblichen chinesischen Extremisten zeigen, sorgt in Peking für Aufregung. Die Fotos waren am Donnerstag auf einer Facebook-Seite des irakischen Verteidigungsministeriums erschienen. Auf ihnen ist ein angeblich aus China stammender Gefangener mit einer arabischen Tätowierung vor einem irakischen Soldaten zu sehen.

Der Mann hat ein offenbar von Schlägen geschwollenes Gesicht. Auf dem zweiten Foto liegt er verprügelt auf dem Boden. Beide Fotos zeigen dieselbe Tätowierung. Die knappe Beschriftung der Fotos weist ihn als Mitglied der Miliz "Islamischer Staat" (IS) aus. Dies schreiben sowohl die Hongkonger South China Morning Post (SCMP) als auch die New York Times. Auf den Fotos sei das Gesicht "nicht ethnisch zu identifizieren", so die SCMP. In Peking gab es bis Freitag zunächst keine Reaktionen des Außenministeriums auf die Meldungen.

Womöglich radikale Uiguren

Wenn sich aber bestätigt, dass der Mann ein chinesischer Mitkämpfer der IS ist, würden sich PekingerÄngste bewahrheiten, dass sich chinesische Extremisten den Islamisten angeschlossen haben. Auf einer Pressekonferenz im Juli hatte Chinas Delegierte für den Mittleren Osten, Wu Siki, davor gewarnt. Rund 100 Uiguren, vorwiegend aus Nordwestchinas Xinjiang-Provinz, sollen sich der IS angeschlossen haben und dort auch trainiert werden.

Zuvor hatte im Juli der Führer des "Islamischen Staates", Abu Bakr Al-Baghdadi, in einer Rede behauptet, auch Chinesen hätten sich der IS angeschlossen.

China ist, wie die New York Times analysiert, aus mehreren Gründen über die Entwicklung höchst besorgt. Zum einen führt es selbst eine drakonische Antiterrorismus-Kampagne gegen seine islamischen Minderheiten in Xinjiang, wo es immer wieder zu mörderischen Attentaten auf die chinesische Herrschaft kommt und chinesische Polizeikräfte rücksichtslos Schusswaffen einsetzen. Zum anderen unterstützt China - wenn auch moderater als Russland - jenes syrische Regime, das die IS stürzen will. Vor allem fürchtet Peking, dass rückkehrende chinesische Extremisten den Terror nach China hineintragen. (Johnny Erling aus Peking, DER STANDARD, 6.9.2014)