Santiago de Chile - Bei einem Bombenanschlag in der U-Bahn der chilenischen Hauptstadt Santiago de Chile sind 14 Menschen verletzt worden, mehrere von ihnen schwer. Der in einem Papierkorb deponierte Sprengsatz detonierte am Montag in der Station Escuela Militar, wie der Sender Radio Cooperativa unter Berufung auf einen Staatsanwalt berichtete. Der Sprengstoff sei in einem Feuerlöscher versteckt gewesen.

Zum Hintergrund der Tat gab es zunächst keine Angaben. In der Vergangenheit hatten sich anarchistische Gruppen zu mehreren Anschlägen in dem südamerikanischen Land bekannt.

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Ein Verdächtiger für die Tat am Montag wurde von der Polizei auf Videoaufzeichnungen entdeckt. Der mit Mütze, Brille und Halstuch vermummte Mann legte 20 Minuten vor der Explosion ein in eine Jacke eingewickeltes Paket in den Papierkorb, aus dem die Detonation ausging, wie die Online-Zeitung Emol.com am Dienstag berichtete. Eine Putzfrau der U-Bahn verlor einen Finger. Andere Opfer erlitten Knochenbrüche und Schnittwunden.

Präsidentin Michelle Bachelet bezeichnete das Attentat als "abscheulich". Chile sei aber weiterhin ein sicheres Land. Die Verantwortlichen würden zur Rechenschaft gezogen, betonte sie. "Es war ein Terroranschlag, wir müssen resolut handeln", sagte Innenminister Rodrigo Penailillo. Er forderte die Polizei auf, bei der Suche nach den Tätern rasch Ermittlungsergebnisse vorzulegen. An die Bevölkerung appellierte er, die Fahndung mit Hinweisen zu unterstützen.

Die U-Bahn-Station Escuela Militar befindet sich direkt an einer Offiziersschule des chilenischen Heeres. Im Juli war ein Sprengsatz in der U-Bahn-Station Los Dominicos auf derselben Linie 1 explodiert. Verletzte gab es damals nicht. Die Regierung hatte danach eine stärkere Bewachung des Verkehrsnetzes angeordnet. Die U-Bahn-Verwaltung beschloss nach dem Anschlag vom Montag, die Papierkörbe zu entfernen.

Seit 2005 sind in Chile knapp 200 Bombenanschläge hauptsächlich gegen Bankomaten, Supermärkte, Militäreinrichtungen und Kirchen verübt worden. Allein in diesem Jahr sind 27 Detonationen verzeichnet worden. Bisher waren die Sprengsätze aber fast immer zu späten Nachtstunden gezündet worden, ohne Opfer zu verursachen. Mehrere anarchistische Gruppen haben sich zu einem Teil dieser Anschläge bekannt. Den Behörden gelang nur in den wenigsten Fällen eine Aufklärung und Verhaftung der Täter.

Am 11. September wird in Chile der 41. Jahrestag des Staatsstreichs gegen den sozialistischen Präsidenten Salvador Allende begangen. Die Regierung hat am Dienstag eine Verstärkung der Sicherheitsmaßnahmen zum Jahrestag angesagt. "Es ist zu erwarten, dass es Menschen gibt, die sich über solche Ereignisse begeistern", warnte der Staatssekretär im Innenministerium Mahmud Aleuy, wie Radio Cooperativa berichtete. In früheren Jahren war es anlässlich des Pinochet-Putsches in Chile immer wieder zu Ausschreitungen zwischen Demonstranten und der Polizei gekommen.


(APA, 8.9.2014)