In 2000 Metern Seehöhe versteckt sich das Jabal-Akhdar-Hotel in den gleichnamigen Bergen.

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FOTO: Alila Hotels
Grafik: Der Standard

Vor einem Imbisslokal mit roten Plastiksesseln und -tischen auf der Terrasse bremst ein grauer Opel scharf und hupt. Es ist sieben Uhr früh und hat bereits 35 Grad am Fuße des Hadschar-Gebirges im Oman. Ein junger Mann stürmt aus dem Lokal, zwei Speisekarten in der Hand. Er reicht sie dem Lenker des Opels und seinen drei Mitinsassen, rennt wieder zurück ins Lokal.

Kurze Zeit später erscheint er mit Kardamomkaffee in Pappbechern und einer Art Crêpe, die mit Käse und Zaatar, einer Kräutermischung aus Thymian, Sesam und Salz, gereicht wird. Die Herren im Opel holen sich das Frühstück ins Auto, zahlen und fahren weiter: ein Drive-through im Omani-Stil.

Zwischen Ziegen, Kühen und Haifischflossen

"Seine Majestät hat viel für uns getan", sagt Tuffi, der Fahrer unseres Kleinbusses, deutet auf ein großes Porträt von Sultan Qabus ibn Said über dem Eingang des Lokals und verbeugt sich ehrfürchtig davor. Tatsächlich scheint es dem Sultan von Oman, der seinen Vater 1970 in einem unblutigen Coup stürzte, gelungen zu sein, das Land irgendwie ins 21. Jahrhundert zu führen. Der Oman gilt als liberaler als seine Nachbarn auf der Arabischen Halbinsel.

Es ist Freitag und daher Viehmarkt in der Oasenstadt Nizwa, die über Jahrhunderte politisches und religiöses Zentrum des Omans war. Vor der Stadtmauer verkaufen alte Männer getrocknete Haifischflossen, deren angeblich potenzsteigernde Wirkung vor allem Herren in ebenso fortgeschrittenem Alter interessiert. Innerhalb der Stadtmauer werden Ziegen, Kühe und kleine Kamele an dicken Seilen durchs Getümmel gezogen und begutachtet. Für eine Ziege muss man mit 20 Rial rechnen, das sind ungefähr 40 Euro - ein Liter duftendes Rosenwasser um 5 Rial ist dagegen vergleichsweise teuer.

Auf den grünen Berg

Die Fahrt mit Tuffi geht weiter in einen Teil des Hadschar-Gebirges, in die kühlen Jabal-Akhdar-Berge, wo erst Anfang des Jahres ein Hotel gleichen Namens entstanden ist. Jabal Akhdar - das bedeutet so viel wie "grüner Berg". Von Grün sieht man auf dem Weg hier herauf allerdings wenig, dafür Gestein, das in der Sonne prachtvoll in Farben von Goldgelb bis Rot leuchtet. Am Fuße des Gebirges befindet sich ein Checkpoint. "Seit diese Strecke nicht mehr militärisches Sperrgebiet ist", sagt Tuffi, "verwandelten Söhne aus wohlhabenden Familien mit ihren Maseratis und Porsches die neugebaute Straße in eine Rennbahn. Deshalb der Checkpoint." Die Aussicht wird immer atemberaubender: 3028 Meter misst der höchste Gipfel, der Dschabal Schams. Und es hat 15 Grad weniger als im Tal.

Am Rand einer spektakulären Schlucht

Auf den ersten Blick ist das Hotel Alila Jabal Akhdar kaum auszunehmen. Es scheint förmlich aus dem Gebirge herauszuwachsen, da es aus demselben Schiefer und Granit gebaut ist. Und es ist still hier heroben - wären da nicht die Ziegen, die meckernd in den Bäumen hängen. Als edles Suiten-Hotel will das Haus Kunden erreichen, die sich selbst als Naturfreunde oder Abenteurer definieren. Bleibt also die Frage, ob man diese Berge noch zu Recht als "unberührte Schönheit" bewirbt, wenn man sich dort in 2000 Metern Höhe prominent an den Rand einer spektakulären Schlucht gepflanzt hat.

Ein ur-omanisches Bewässerungssystem

Tatsächlich geht das nachhaltige Bau- und Betriebskonzept des Hauses deutlich über die üblichen "Öko-Feigenblätter" hinaus. Errichtet wurde es nach den strengen Kriterien von Leed (Leadership in Energy and Environmetal Design), zu der sich selbst in Europa nur ganz wenige Hotel-Bauherren freiwillig verpflichten. Die komplizierte Versorgung mit Wasser in diesen trockenen Bergen wird zur Gänze über eine ur-omanische Erfindung gewährleistet: Das 2000 Jahre alte Aflaj-Bewässerungssystem, das Grundwasser ohne Geräte nach oben befördert, darf sich auch hier heroben als ressourcenschonende Kulturtechnik bewähren. (Cordula Reyer, Rondo, DER STANDARD, 12.9.2014)

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