Selbstzweifel, gemeinsame Kinder oder weil er drohte, sich umzubringen: Bei Twitter berichten Tausende Frauen, warum sie bei ihren gewalttätigen Männern bleiben. Auslöser der Debatte über häusliche Gewalt ist die Prügel-Attacke des Football-Stars Ray Rice (27), der seine Partnerin Janay Palmer schlug.

"Weil er drohte, sich umzubringen"

Unter dem Hashtag "#WhyIStayed" (Warum ich blieb) erklären sich Frauen mit drastischen Worten. "Weil ich Mitleid mit ihm hatte, er brauchte Liebe", schrieb eine Userin, "Weil er mich ständig schwängerte", eine weitere, "Weil er drohte, sich umzubringen", berichtete eine andere. Viele nennen auch finanzielle Abhängigkeiten. Bis Donnerstagnachmittag gab es innerhalb von sieben Tagen mehr als 127.000 Tweets mit dem Hashtag "#WhyIStayed".

Hintergrund des Twitter-Diskurses ist der Fall Ray Rice: Der frühere Profi der Baltimore Ravens schlug im Februar seine damalige Verlobte und heutige Ehefrau im Aufzug eines Casinos in Atlantic City bewusstlos. Nachdem vor wenigen Tagen erneut ein Überwachungsvideo seiner Attacke auf der Promiseite "TMZ.com" aufgetaucht war, trennte sich der Club von ihm. Zuvor hatten die Ravens noch von disziplinarischen Schritten gegen Rice abgesehen. Die National Football League suspendierte Rice auf unbestimmte Zeit.

"Zu wissen, dass meine Tochter ihn sah, wie er mich schlug"

Besonders, dass Janay Palmer ihren prügelnden Freund nach der Attacke noch geheiratet hat, stieß im Internet auf Unverständnis. Unter dem Gegen-Hashtag "#WhyILeft" erklären sich Frauen, die ihre gewalttätigen Männer verlassen haben: "Liebe rechtfertigt keinen Missbrauch", "Ich fing an, mich zu lieben", "Zu wissen, dass meine Tochter ihn sah, wie er mich schlug" lauten die Argumente.

In der vergangenen Woche gingen unter dem Hashtag mit mehr als 43.000 Tweets allerdings nur etwa ein Drittel so viele Beiträge ein wie zu "#WhyIStayed". Manche riefen dazu auf, nicht die Frauen dafür zu stigmatisieren, dass sie blieben, sondern nach den Ursachen für zuschlagene Männer zu fragen.

Die prominente Betroffene selbst beschrieb den Wirbel und die Bestrafung ihres Mannes als "Alptraum". US-Medien zitierten Palmer bereits am Dienstag klagend: "Ich fühle mich, als würde ich den Tod meines besten Freundes betrauern", schrieb sie demnach im sozialen Netzwerk Instagram. Dass die Medien "uns einen Moment in unserem Leben erneut durchleben lassen, den wir jeden Tag bereuen, ist eine schreckliche Sache". Ehemann Rice, der mit Baltimore 2013 die Super Bowl gewann, hatte sein Vergehen als "unentschuldbar" bezeichnet. (APA, 11.9. 2014)