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US-Außenminister John Kerry als Gast des Golf-Kooperationsrates in Jeddah.
Jeddah/Kairo - Auf Einladung von Saudi-Arabien, einem engen Verbündeten der USA, trafen sich am Donnerstag hochrangige Vertreter aller Nachbarländer Syriens und des Irak in der Hafenstadt Jeddah. Gefehlt hat der Iran, aber dessen Vize-Außenminister war bereits Ende August in Riad zu einem vielbeachteten Besuch, der auf eine gewisse Entspannung zwischen diesen Staaten hinwies.
Im Königreich, dem Geburtsland des Islam, ist die Angst vor einem Einfall der Miliz "Islamischer Staat" (IS) besonders groß, da die Organisation eine Ausweitung des in Teilen von Syrien und Irak proklamierten Kalifats als vorrangiges Ziel auf ihre Fahne geschrieben hat. Neben den Staaten des Golfkooperationsrates waren Ägypten, Jordanien, der Libanon und die Türkei der Einladung von König Abdallah gefolgt. Wie ernst die Lage ist, zeigt die Tatsache, dass trotz eines gespannten Verhältnisses mit Bagdad auch der neue irakische Außenminister Ibrahim al-Jaafari eingeladen war.
Bereits am vergangenen Wochenende hatten die Mitgliedstaaten der Arabischen Liga in Kairo beschlossen, "alle notwendigen Maßnahmen" zu treffen, um die IS zu bekämpfen - allerdings ohne diese Anstrengungen zu präzisieren. Dies vor allem deshalb, weil die Interessen und die Bedrohungen für jedes Land der Region ganz unterschiedliche sind.
Mehr als Waffen
Unter den betroffenen Ländern wurde der Mechanismus dieser Kooperation jetzt in Jeddah abgesprochen. Politische, finanzielle und militärische Mittel gehören zu dieser Strategie, über deren Details nur wenig bekannt wurde. Saudi-Arabien etwa gibt viel Geld für humanitäre Projekte und will syrische Kämpfer von moderaten Gruppen ausbilden lassen. Kuwait liefert Waffen, und Jordanien hilft insbesondere mit Geheimdienstinformationen. Jordaniens König Abdullah II. hat gegenüber Kerry bei dessen Blitzbesuch in Amman betont, Kernproblem im Kampf gegen Extremismus sei die Lösung des Nahost-Konflikts.
Kerry wollte in Jeddah sicherstellen, dass die sunnitischen Länder der Region - vor allem Ägypten und Saudi-Arabien - die neue Regierung von Haidar al-Abadi in Bagdad unterstützen. Er erwartet von ihnen, dass sie auf sunnitische Stämme im Irak Einfluss nehmen; dass sie zudem Schritte einleiten, um die Grenzen zu sichern und den Strom von Geld und Kämpfern zur IS zu unterbinden.
Der Kampf gegen die IS ist für verschiedene arabische Länder eine heikle Gratwanderung. IS-Sympathisanten sind etwa in Jordanien und Saudi-Arabien recht zahlreich. Deshalb haben diese Regierungen auch begonnen, die religiösen Institutionen einzuschalten, um die IS die religiöse Legitimität abzusprechen. Der einflussreiche Großmufti von Saudi-Arabien bezeichnete die IS vor wenigen Tagen als Feind Nummer eins des Islam. Der Mufti von Ägypten versucht es mit einem neuen Namen und hat die Bezeichnung "Al-Kaida-Separatisten im Irak und Syrien" geprägt. (Astrid Frefel, DER STANDARD, 12.9.2014)