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Der französische Präsident François Hollande bei seiner Ankunft in Bagdad am Freitag.

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Hollande mit dem neuen irakischen Premier Haidar al-Abadi.

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Paris - Der französische Außenminister Laurent Fabius hatte schon vor dem Aufruf von US-Präsident Barack Obama von Mittwoch klargemacht, dass sich Frankreich "wenn nötig" an Luftangriffen gegen die Truppen des "Islamischen Staates" (IS) beteiligen würde. Am Freitag ist der französische Präsident François Hollande sogar persönlich in den Irak gereist, um den Einsatz mit der irakischen Regierung zu besprechen.

Dieser überraschende Besuch soll nach offizieller Darstellung die Unterstützung Frankreichs für die neue irakische Regierung unterstreichen. In seinem Gepäck brachte Hollande 15 Tonnen humanitärer Güter mit. Fabius begründet die offensive französische Haltung auch mit der Präsenz von "mehreren hundert französischen Dschihadisten" im Irak und in Syrien, die nach ihrer Rückkehr Terrorakte planen könnten.

Unausgesprochen macht Hollande mit seiner Blitzvisite auch klar, dass er sich nicht einfach amerikanischem Kommando unterwerfen, sondern eigene Wege gehen will. Vor einem Jahr hatte er nach den Giftgaseinsätzen des syrischen Regimes bereitwillig zugesagt, bei Vergeltungsschlägen der US-Luftwaffe mitzumachen. Als Obama im letzten Moment darauf verzichtete, sah Hollande aber mit seinen bereits in Alarmbereitschaft versetzten Rafale-Kampfjets schlecht aus.

Eigenständige Einsätze möglich

Diese Erfahrung will der französische Präsident diesmal vermeiden. Nicht zufällig sickert nun aus Pariser Militärkreisen durch, man plane eigenständige Einsätze. Diese würden natürlich mit allen Partnern koordiniert, aber nicht in Washington, von Paris angeordnet. Am Montag organisiert Fabius auch eine internationale Konferenz zur Sicherheit im Irak.

Hollande betont damit auch seine eigene Entschlossenheit, die ihm innenpolitisch von vielen Seiten abgesprochen wird. Wie schon beim Truppeneinsatz 2013 in Mali sucht der unbeliebte Staatschef präsidiales Format zurückzugewinnen. Deshalb reiht sich der 60-jährige Sozialist in der Irak-Koalition der "Willigen" auch ganz vorne ein.

Von linker Seite bringt ihm das in Paris aber auch einige Kritik ein: "Frankreich braucht nicht an die Spitze zu tänzeln", meinte der sozialistische Ex-Verteidigungsminister Jean-Pierre Chevènement, der im ersten Golfkrieg aus Protest gegen die französische Beteiligung zurückgetreten war. Linken-Chef Jean-Luc Mélenchon meinte: "Diese Waffen werden sich gegen uns wenden."

Unterstützung aus der Luft

Der neue Einsatz soll laut Pariser Militärexperten drei Wochen dauern und die irakischen Bodentruppen aus der Luft unterstützen. Neben zehn Jagdflugzeugen mit hoher Bombentraglast wollen die Franzosen auch ein Awacs-Aufklärungsflugzeug in die Region schicken und einige Satelliten danach ausrichten. Dazu könnten 250 Soldaten einer französischen Spezialeinheit am Boden operieren; sie sollen die Bombenziele genauer erfassen. Offen ist, ob auch Rafale-Jäger aus dem französischen Militärstützpunkt bei Abu Dhabi zum Einsatz kommen sollen. Nach einem Abkommen mit den Vereinigten Arabischen Emiraten dürfen diese Flugzeuge keine Angriffe im arabischen Raum fliegen.

In Syrien plant Frankreich hingegen keine Lufteinsätze. Fabius schließt dies kategorisch aus, weil es eine Absprache mit dem Regime in Damaskus bedingen würde. Staatschef Bashar Al-Assad, so meinte er, könne "kein Partner" des Westens sein - und das nicht nur wegen seiner "nachgewiesenen Komplizenschaft mit der IS". (Stefan Brändle aus Paris, derStandard.at, 12.9.2014)