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T-Mobile will sich neu erfinden.

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Die Mobilfunkbranche hat in den vergangenen Monaten wenig Anlass für positive Schlagzeilen gegeben. Tariferhöhungen und Verurteilungen wegen unerlaubter Gebühren haben das Vertrauen der Kunden bröckeln lassen. Auch bisherige Praktiken, etwa bessere Angebote für Neukunden oder sogenannte Schläferumsätze, haben "zu einem gestörten Verhältnis zwischen Anbieter und Kunden" geführt, so Andreas Bierwirth, CEO von T-Mobile Österreich. Das Unternehmen hat seine Tarifstruktur daher umgekrempelt und will nun auf mehr Transparenz setzen.

Handypreis und Tarif getrennt

Bei nun neu abgeschlossenen Verträgen werden die Gerätekosten für ein Smartphone und der eigentliche Mobilfunktarif ab sofort getrennt behandelt. Beim Kauf können Kunden entscheiden, ob sie das Gerät komplett bezahlen wollen oder eine höhere Anzahlung bei niedrigeren Gebühren bzw. eine geringe bis gar keine Anzahlung bei monatlich höheren Teilbeträgen leisten wollen.

Schläferumsätze

Wird beispielsweise ein Gerät um 0 Euro bei hohen monatlichen Gebühren gewählt, sinken die Kosten nach Ablauf der Mindestvertragsdauer automatisch - also wenn das Gerät abbezahlt ist. Bisher haben Kunden weiterhin, ohne von den Mobilfunkern darauf hingewiesen zu werden, die hohen Entgelte weiterbezahlt, in denen eigentlich die Subventionierung des Smartphones eingerechnet war. Schläferumsätze, wie es im Fachjargon heißt.

Rückkaufprogramm

Mit "Juhu" führt T-Mobile ein Upgrade-Programm ein, mit dem Kunden ihre Smartphones zurückgeben können, wenn sie auf ein neueres Modell umsteigen wollen. Der Hintergrund: Apple, Samsung und die anderen großen Handy-Hersteller bringen jährlich neue Flaggschiffe auf den Markt. Mobilfunker binden ihre Kunden jedoch meist 24 Monate. "Juhu" (als Abkürzung für "jährlich unkompliziert Handy upgraden") ist nichts anderes, als ein Rückkaufprogramm für funktionstüchtige Handys und Tablets. So werden die geleistete Anzahlung, bisher bezahlte Teilraten und der verbleibende Wert des Geräts aufgerechnet und dem Kunden als Gutschrift für ein neueres Modell überwiesen. In Anspruch nehmen kann man diese Option allerdings erst zwölf Monate nach dem Kauf.

Gleiche Angebote für Bestandskunden, SIM-Lock fällt

Bestandskunden bekommen in der neuen Tarifstruktur nach Ablauf des Vertrages dieselben Angebote wie Neukunden. Bei einer zweijährigen Vertragsbindung erhalten Kunden drei Euro monatlich als Treuerabatt, alternativ kann jeder Tarif auch ohne Mindestvertragsdauer gewählt werden. Zudem fällt der SIM-Lock. Das gilt allerdings nur in den neuen Tarifen. Wer bisher ein auf T-Mobile gelocktes Gerät erworben hat, kann es nicht kostenlos entsperren lassen.

Neue Tarifstruktur

Die eigentliche Leistung der Mobilfunker, ihre Netze, würden hinter 0-Euro-Tarifen versteckt, so Bierwirth. Die Provider seien zur "Geisel der Handyhersteller" geworden. In der Kommunikation nach außen soll sich das nun ändern. Auch die Tarifstruktur wurde überarbeitet. So bietet T-Mobile nun für Smartphones, Tablets und Internet zu Hause jeweils drei Tarife mit unterschiedlichen Höchstgeschwindigkeiten und Datenvolumen, die alle das LTE-Netz bei Verfügbarkeit nutzen.

Wettbewerbsbehörde untersucht

Die Umstrukturierung und das Versprechen, Kosten für Kunden transparenter auszuweisen, dürften nicht ganz zufällig zum jetzige Zeitpunkt kommen. Denn die österreichische Bundeswettbewerbsbehörde hat die Mobilfunker unter die Lupe genommen. Nach den Tariferhöhungen der vergangenen Monate wurde eine Untersuchung der gesamten Branche eingeleitet. (Birgit Riegler, derStandard.at, 15.9.2014)