Rom - Nachdem ein Schiff im Mittelmeer gesunken ist, werden bis zu 500 Tote befürchtet. Das teilte die Internationale Organisation für Migration (IOM) am Montag in Rom mit.

Bei den 500 verunglückten Flüchtlingen soll es sich vor allem um Syrer, Palästinenser, Ägypter und Sudanesen handeln. Nach Angaben von IOM hatte das Schiff vor mehr als einer Woche im ägyptischen Hafen Damietta abgelegt. IOM beruft sich auf zwei palästinensische Flüchtlinge, die am Samstag gerettet und nach Sizilien gebracht worden waren.

"Akt des Massenmords"

Die beiden Überlebenden gaben an, dass Schlepper das Schiff versenkten, nachdem sich die Flüchtlinge geweigert hatten, auf hoher See in ein anderes Schiff umzusteigen. Sie seien danach mindestens 36 Stunden schiffbrüchig gewesen, bevor sie gerettet wurden.

Sollte sich die Geschichte bestätigen, wäre sie die größte Flüchtlingskatastrophe im Mittelmeer der vergangenen Jahre. Zudem wäre sie "ein Akt des Massenmords", heißt es in dem IOM-Bericht. Bei einem ähnlich tragischen Unglück waren im Oktober 2013 über 300 Flüchtlinge vor der italienischen Insel Lampedusa ertrunken.

Italien rette rund 3.000 Flüchtlinge

Die italienische Marine hat am vergangenen Wochenende 2.732 Migranten aus dem Mittelmeer gerettet. Sie wurden von ihren Schiffen in Sicherheit gebracht, die im Rahmen der Mission Mare Nostrum zwischen Sizilien und Libyen patrouillieren. Weitere 507 Migranten wurden von einem Tanker gerettet und sollen noch am Montag in Kalabrien eintreffen.

Der italienische Innenminister Angelino Alfano lancierte einen neuen Appell, damit ganz Europa eine Lösung für die Flüchtlingsfrage finde. "Der Flüchtlingsnotstand ist ein globales Problem, mit dem sich die ganze internationale Gemeinschaft befassen muss", sagte Alfano. Italien, das zurzeit den EU-Ratsvorsitz innehat, bemühe sich um eine große europäische Operation im Mittelmeerraum.

Zur Unterstützung Italiens beim Umgang mit den Mittelmeer-Flüchtlingen will die EU eine neue Grenzschutzmission in die Wege leiten. Die Operation unter dem Namen Frontex Plus unter dem Dach der EU-Grenzschutzagentur Frontex soll die italienische Kontroll- und Rettungsmission Mare Nostrum (Unser Meer) ablösen. Allerdings sind sowohl die Finanzierung als auch der Umfang der Mission noch unklar. Damit Frontex-Missionen zustande kommen, müssen die EU-Staaten Material und Personal stellen. (APA/AFP, 15.9.2014)