"Minecraft" ist für Microsoft sowohl eine gute Perspektive, als auch eine Herausforderung.

Foto: Minecraft

Am Montag machten Mojang und Microsoft ernst. Der Redmonder IT-Riese übernimmt das Entwicklerstudio hinter "Minecraft" für einen kolportierten Betrag von 2,5 Milliarden Dollar. Der Deal führte zu Reaktionen, auch von Studiogründer Markus "Notch" Persson selbst, der sich gemeinsam mit den beiden anderen Gründern aus dem Unternehmen zurückziehen wird.

Überfordert

Persson, der als siebzigprozentiger Eigner an dem Geschäft 1,75 Milliarden Dollar verdienen dürfte, betont in einem offenen Brief, dass ihm "Minecraft" über den Kopf gewachsen sei. An der Entwicklung ist er schon länger nicht mehr direkt beteiligt, er sei aber bei Mojang geblieben, weil seine Mitarbeiter ihn als wichtig für die Stimmung im Team betrachteten.

Geistige Gesundheit

Er hatte nie damit gerechnet, ein derartig erfolgreiches Spiel aus der Taufe zu heben und wolle – trotz deutlicher Statements gegen die Übernahme von kleinen Unternehmen durch Großkonzerne – auch nicht als Symbolfigur für eine bestimmte Bewegung dienen und auch nicht Verantwortung für eine große Firma tragen. Der Verkauf von Mojang und sein damit verbundener Abgang erfolge nicht des Geldes, sondern um seiner geistigen Gesundheit willen.

"Notch" will sich wieder experimentellen Projekten und Indiegames zuwenden. Sollte wieder ein Projekt von ihm den Anschein erwecken, ein riesiger Erfolg zu werden, werde er es wohl schnellstmöglich abwürgen, schreibt er. "Minecraft" soll mittlerweile über 100 Millionen Spieler haben und Mojang Einnahmen von 100 Millionen Dollar jährlich bescheren.

Microsoft sieht großes Potenzial

Xbox-Chef Phil Spencer heißt "Minecraft" in der "Microsoft-Familie" willkommen. Das Spiel trage zu mehr Diversität im Portfolio des Konzerns bei und ermögliche es, viele neue Spieler auf unterschiedlichen Plattformen zu erreichen. "Wir sehen ein großes Potenzial, das Wachstum der "Minecraft"-Community voranzutreiben und die Marke weiter zu pflegen. Die Open-World-Sandbox solle weiter auf allen bisherigen Plattformen erhalten bleiben. Auch Fan-Events, wie die "Minecon", sollen weiter existieren und unterstützt werden.

Analysten reagieren positiv

Analysten sehen laut Games Industry den Kauf von Mojang positiv. Als "strategisch sinnvoll" bezeichnet Colin Sebastian von Barid die Übernahme. Das Spiel würde nicht nur Microsofts Spieleplattformen stärken, sondern das Unternehmen auch stärker im Cloud- und Mobilbereich verankern. Als Onlinedienst hätte "Minecraft" das Potenzial, noch viele Jahre lang erfolgreich zu sein.

Herausforderung Community

Michael Pachter von Wedbush verortet das Potenzial vor allem in der großen Nutzerbasis mit hohem Anteil an jüngeren Nutzern. IHS-Analyst Piers Harding-Rolls sieht "Minecraft" als die derzeit bestpositionierte, eigenständige Spielemarke, die langfristige Zukunft verspricht.

Er warnt allerdings davor, dass die Community auf die Übernahme negativ reagieren könnte. Microsoft müsse den "Geist" des Spieles erhalten, was angesichts dessen, dass man ein gerade einmal 40 Personen starkes Team in einen Großkonzern integrieren müsse, keine leichte Aufgabe werde. (gpi, derStandard.at, 16.09.2014)