Wien - Nach drei Jahren Pause dreht die Österreichische Post AG wieder an der Preisschraube: Das Porto für den Standardbrief (bis 20 Gramm) wird am 1. März angehoben, jenes für Inlandspakete (bis zwei Kilogramm) bereits zu Jahreswechsel. Der gemeine Brief, wie ihn Privatkunden üblicherweise verschicken, kostet dann 68 Cent statt 62. Das entspricht einer Verteuerung um fast zehn Prozent und in etwa der Teuerung im Zeitraum seit der letzten Tariferhöhung im Jahr 2011.

Mit steigenden Kosten und Inflationsanpassung rechtfertigt auch die teilstaatliche gelbe Post die Portoerhöhung. Zudem seien die Briefmengen rückläufig, weil Papier durch elektronische Post ersetzt werde.

Economy-Variante

Spüren werden die Preiserhöhung, die pro Jahr 30 bis 35 Millionen Euro Umsatz bringen bzw. kompensieren sollen, auch Geschäftskunden: Die sogenannte "Economy"-Variante, also Postsendungen, die binnen drei Tagen zugestellt werden müssen, kostet ab März 62 Cent statt bisher 57. Der sogenannte Großbrief (bis zwei Kilogramm) verteuert sich von 3,80 auf vier Euro.

Wie viel die von der Post- und Telekomregulierungsbehörde RTR genehmigte Tariferhöhung tatsächlich einspielen wird, hängt freilich in erster Linie von den Geschäftskunden der Post ab. Sie könnten beim Verschicken ihrer Rechnungen oder Angebote vom teureren "Priority"-Brief, der am Tag nach der Abgabe im Postamt beim Empfänger ankommen muss, zum billigeren "Economy"-Tarif wechseln, der binnen vier Tagen zugestellt werden muss, allerdings eine Mindestmenge von tausend Stück voraussetzt. Diese Kundenmobilität mache eine Abschätzung des Erlöses schwierig, heißt es in der Post.

Tiefer in die Tasche greifen müssen Postkunden, die zugleich Miteigentümer des Unternehmens sind, ab Jänner auch für Inlandspakete bis zwei Kilogramm. Es kostet künftig 4,60 statt 4,47 Euro. Je nach Gewichtsklasse steigt die Portogebühr für Pakete im Schnitt um je drei Prozent. Auch Auslandspakete werden teurer, wobei sich jene im EU-Binnenmarkt nur leicht verteuern.

Hochpreisländer

Stichwort Binnenmarkt: In der EU gehört die Österreichische Post auch nach der Tariferhöhung nicht zu den Hochpreisländern. In Norwegen kostet der Transport eines Standardbriefs 1,28 Cent, in Dänemark 1,21 und Poste italiane verrechnet 70 Cent. Die Deutsche Post hingegen darf nur 60 Cent verlangen, während bei der schweizerischen Post umgerechnet 81 Cent zu berappen sind. La Poste in Frankreich verlangt 66.

Völlig anders sieht das Ranking aus, wenn man das Porto um Arbeitskosten bereinigt. Dann ist der Transport eines Briefes in Bulgarien am teuersten, er käme auf 2,28 Euro. Am billigsten wäre Slowenien mit 45 Cent. Österreichs gelbe Post landet bei diesem Ranking auf Platz fünf.

Ob sich die Personalkostensteigerungen auf diesem Weg auffangen lassen, ist offen. Die bisher übliche jährliche Dezimierung der Belegschaft um rund 500 Mitarbeiter (durch Nicht-Nachbesetzung frei werdender Stellen), wird sich nicht ad infinitum fortsetzen lassen. Mit einer Ebit-Marge von acht Prozent und einer Dividendenrendite von fünf Prozent gehört die Post dennoch zu den verlässlichen Dividendenbringern der Börse.

Eigentümer Republik

Der diesbezügliche Druck seitens des Haupteigentümers Republik Österreich (51 Prozent) dürfte aufrechtbleiben. Die Staatsholding ÖIAG muss schließlich die Kapitalerhöhung bei der Telekom Austria stemmen. 2013 erwirtschaftete die Post mehr als die Hälfte ihres Konzernumsatzes von 2,36 Milliarden Euro mit der Division Brief. Das Segment Briefpost brachte rund 800 Mio. Euro ein. Wer 62-Cent-Marken auf Vorrat hat, sollte sie nicht wegwerfen. Es wird Ergänzungsmarken zu sechs Cent geben. (ung)

Von der Schrumpfung des Briefvolumens merken die Briefträger kaum etwas, denn es ist mehr Werbepost zu schleppen. Nun steigt der Preis. (ung, DER STANDARD, 17.9.2014)